Tarik Rürup entwickelt Projektidee für saubere Schiffe im Hafen

Ein großes Problem, ein schwieriges Thema: Wie ist es zu erreichen, dass Schiffe sauberer werden? Und lassen sich für die Liegezeiten in den Häfen technische Lösungen entwickeln, die dafür sorgen, dass die Großschiffe am Liegeplatz während des Aufenthaltes keine Abgase ausstoßen? Das würde nicht nur die Luftqualität vor Ort weiter verbessern, sondern auch einen Beitrag zur Entlastung des Klimas liefern.

Und an dieser Stelle kommt Tarik Rürup ins Spiel. Der bei bremenports in einem dualen Studium ausgebildete Mechatroniker sah auf XING einen Post des ehemaligen Marketingleiters Michael Skiba, der darüber informierte, dass es einen öffentlichen Ideen-Wettbewerb „ZeroEmissions@berth“ - Null Emissionen an der Kaje – geben soll. Ausgelobt war dieser Wettbewerb vom Maritimen Cluster Norddeutschland im Auftrag der Deutschen Seehäfen. Und Tarik Rürup hatte eine Idee „mit viel Potenzial“, wie er überzeugt ist. Und die geht so: Wenn Schiffe im Hafen liegen, dann könne man die Emissionen direkt am Schornstein absaugen und vor Ort speichern (CCS) oder sogar weiter nutzen (CCU). CCS steht für eine zunehmend interessante Technologie, mit der CO² zunächst „eingefangen“ und dann in geeigneten Gesteinsformationen dauerhaft „gelagert“ wird. Das klimaschädliche Gas wird also der Atmosphäre dauerhaft entzogen.

Wenigstens gefahrlos entsorgen

Derzeit wird diese Lösung für Großemittenten wie Zementwerke und Müllverbrennungsanlagen geprüft, weil dort Co²-Vermeidungskonzepte nicht funktionieren. Und was nicht zu vermeiden ist, sollte im Sinne des Klimaschutzes wenigstens gefahrlos dauerhaft entsorgt werden. Der Effekt wäre geradezu zauberhaft: Das CO² verschwindet aus der Luft, kann in geeignete Gesteinsformationen eingebracht werden oder sogar für bestimmt industrielle Prozesse genutzt werden. Und bei einem Erweiterungskonzept von Rürups Idee, welches eine Landstromanbindung voraussetzt, könnten die Schiffe ihre erzeugte Energie sogar ins Stromnetz einspeisen und damit direkt zur Energieversorgung im Hafen beitragen.

 

Tarik Rürup

Er war von 2017 bis Anfang 2021 Dualer Student bei bremenports in Kooperation mit der hochschule21 in Buxtehude. Seit dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums ist Tarik im Team "Maschinentechnische Anlagen" angestellt als Maschinenbauingenieur. Dort ist er zuständig für die Wartung, Instandhaltung sowie den Neubau von maschinentechnischen Anlagen. Als Segler schätzt er die tägliche Arbeit im maritimen Umfeld mit spannenden Anlagen, Aufgaben und netten Kollegen und Kolleginnen.

Schiffe als CO²-neutrale Kraftwerke im Hafen, eine technisch ohne Zweifel machbare Lösung. Rürup erarbeitete eine 10-seitige Projektstudie, die er unter dem Titel: „Making a profit while reducing emissions at berth - NOW!“ zum Wettbewerb einreichte. Geld verdienen, während die Emissionen im Hafen radikal reduziert werden. Eine geradezu wunderbare Idee, die sich in Antragssprache so übersetzen lässt: „Dieses Konzept beschreibt, wie es möglich wird, zeitnah die Emissionen der im Hafen befindlichen Schiffe radikal zu reduzieren, und dabei die Standortattraktivität mit entstehenden Geschäftsmodellen durch die Verwertung der Emissionen sogar deutlich zu erhöhen.“ Die in der Freizeit erstellte Studie fand sich in Konkurrenz zu 10 anderen Wettbewerbsbeiträgen, die aus dem Bereich Wissenschaft und Forschung oder von spezialisierten Ingenieurbüros eingereicht wurden. Anträge, die sich im wesentliche um das Thema Anwendung von grünem Wasserstoff drehten.

Trotz der starken Konkurrenz landeten Rürups Idee im Mittelfeld des Wettbewerbs. Auch wenn ein Preis diesmal nicht drin war: Für die Zukunft sieht der bremenports-Mechatroniker, der sich hauptberuflich mit technischen Anlagen beschäftigt, erhebliches Potenzial für seine Idee. Denn die Dekarbonisierung der Schifffahrt bleibt eine dringliche Aufgabe für Jahrzehnte. Derzeit feuern 99,5 Prozent aller Schiffe auf den Weltmeeren mit Diesel. Und bei den Neubestellungen überwiegen die „alten“ Antriebe mit 88 Prozent deutlich. Um den Klimawnadel effektiv zu bekämpfen, braucht die Schifffahrt andere, kreative und vor allem schnell verfügbare (Übergangs-)Lösungen.

Es wird besonders klar, wenn man bedenkt, dass die 88% der letztes Jahr neu bestellten Schiffe eine Lebensdauer von ca. 20 bis 30 Jahren haben, also bis in die Jahre 2040 bis 2050 die Häfen anfahren werden. Im O-Ton- des Rürups-Konzepts liest sich das so:

Skalierbar, anwendbar, erweiterbar

„Das (E)MissionDesuction- Konzept bietet eine starke und vor allem schnell verfügbare Reduktion der Emissionen im Hafen. Das Maß der Umsetzung ist einfach skalierbar, in jedem Hafen anwendbar und bietet verschiedene Versionen der künftigen Erweiterung um die langfristige Existenz der Technik zu sichern. Spätestens wenn die Kohlenstoff-Preise, ob durch Regularien oder durch den Markt selbst, steigen, wird dieses Konzept als neuartiger Wirtschaftszweig funktionieren und Renditen erwirtschaften können.

Die Standortattraktivität der Häfen wird durch Regularien nicht, wie sonst üblich, gesenkt, sondern durch die finanziell verrechenbare Abgabe von Emissionen als auch durch die Abgabe von Strom zusätzlich deutlich erhöht.“ Dass Tarik Rürup mit seiner Einschätzung nicht so falsch liegen kann, zeigt eine neue Entwicklung. Inzwischen bietet ein international tätiges Unternehmen aus Österreich, welches sich mit der gleichen Idee am Wettbewerb beteiligte, genau diese Technologie zur Anwendung an.