Treffen mit den Tauchern

Die Augustsonne drückt auf das Hafenbecken im Fischereihafen, gelegentlich ein Lüftchen. Das Schiff der Taucher von bremenports liegt an ihrem Liegeplatz im Fischereihafen, in Bremerhaven, wo auch ihr Container steht. Längsseits ist die „Badeinsel“ vertaut, wie Markus Krainert sie liebevoll nennt. Badeinsel - wie so vieles hier mit einem kleinen Augenzwinkern. Denn von Baden kann im Brackwasser des Hafenbeckens wohl kaum die Rede sein. Außer man versteht unter Baden: bepackt mit reichlich Zusatzgewicht in voller Montur eine Leiter hinabzusteigen, und schon wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche nicht mehr die Hand vor Augen sehen zu können. Sich unter Wasser an Bauwerken entlang zu tasten, mit Vertrauen in die Technik, die eigenen Fähigkeiten und nicht zuletzt in die Kollegen - das scheint manchem abenteuerlich. Für die Taucher ist das Teil ihres Berufsalltags bei bremenports.

Sommerzeit. Zeit für Bordarbeit. An Bord sind Morten Fischer, 28, und Markus Krainert, 29, zugange und berichten dabei von der Arbeit ihres Teams, das, außer ihnen, noch aus zwei weiteren festangestellten Kollegen besteht. Krainert, kräftig, groß, blonder Bürstenschnitt, zieht den Taucheranzug vom selbstgebauten massiven Holzkleiderbügel.  Der Bügel ist ein Rundholz mit Bohrungen und Seil dran - natürlich selbstgebaut, gut überlegt und umgesetzt - und offenbar langlebig. Der Trockenanzug ist 9 mm stark und schützt die Kollegen auf den Tauchgängen, wenn sie 4, 12 oder auch mal 20 Meter tief im Weserwasser an Schleusen arbeiten, bohren oder etwas bergen. Mit etwas Platz für Wolle darunter, ergänzt Krainert.

Lebenswichtig: Der Taucherhelm. Jedes Teammitglied kümmert sich um seinen eigenen Helm.
An den richtigen Stellen hauteng: So sitzt der Trockenanzug der Taucher
Ein Taucher schaut aus dem Wasser. nur sein Helm ist zu sehen.
Nicht runterziehen lassen - Das Equipment hat ordentlich Gewicht.
Schiff der Taucher von bremenports, links nach rechts
An Bord verbringen die Taucher einen Großteil ihrer Arbeitszeit.

Schon bevor der ganze Anzug sitzt, fließen bei Morten Fischer an Deck die ersten Schweißtropfen. Der Hochgewachsene mit kurzen braunen Haaren trägt einen Unterzieher. Sitzt der Anzug dann erstmal, hilft ihm sein Kollege. Denn das Material ist schwer: Anzug, Helm, Notfallflasche mit Reserveluft, da kommen 65 bis 80 Kilogramm zusammen. Nach und nach legt Krainert dem Kollegen Fischer die Ausrüstung an. Sie prüfen Luftzufuhr und Funkverbindung, wie vor jedem Tauchgang.

„Es ist auch mal ganz schön, wenn man zur Abwechslung so ein Wetter hat“, versichert Krainert, spürbar gut gelaunt. Das kennen die Männer auch anders. Im Winter zum Beispiel wird es empfindlich kalt. „Dann gießen wir uns in die Handschuhe heißes Wasser, damit wenigstens in den ersten Minuten die Hände nicht gleich frieren“, sagt Fischer nachher. „Die Hände sind das Einzige, was nass wird.“ Der Rest im Trockenanzug, jenseits der Manschette am Handgelenk, bleibt trocken. Die kalten Hände gehören zum Job, denn je dicker der Handschuh, desto weniger Gefühl für feinmotorische Arbeiten. Und das brauchen die Taucher, wenn sie unter Wasser arbeiten, tasten, schrauben oder bohren.

"Nur die Hände

werden nass."

Die Kollegen haben als Teil der Abteilung"Anlagenbetrieb" eine wichtige Aufgabe: Sie sorgen mit dafür, dass die 100%ige Verfügbarkeit des Hafens kein leeres Versprechen bleibt. Ein Großteil ihrer Tätigkeiten ist Arbeit an den Schleusen und für den Hochwasserschutz. Auch gehören Bauwerksuntersuchungen, Decksarbeit und kombinierte Arbeiten dazu, etwa bei Bergungen, wenn Schiffshindernisse auf dem Grund der Hafenbecken oder im Strom auftauchen, die dort nicht hingehören. „Wenn wir ein Problem haben, muss das kurzfristig und sofort beseitigt werden“, sagt Krainert. „Da ziehen alle mit, auch in der Werkstatt. Wenn was nicht läuft, dann muss man das optimieren bis es läuft.“

Und dazu müssen sie kreativ werden. Zum Beispiel für die Orientierung ohne Sicht unter Wasser müssen sie sich geeignete Wege suchen und Hilfsmittel herstellen. Das funktioniere sehr gut, sagt Krainert. „Wir lassen uns was einfallen und wir alle haben einen handwerklichen Hintergrund. Das heißt, wir können sehr selbstständig arbeiten. Die Kollegen in der Werkstatt helfen uns. Aber wir können im Ernstfall auch mal selbst in der Werkstatt herstellen, was wir brauchen.“

Die Einsätze der Taucher bei Projekten, etwa Schleusenarbeiten oder ähnlichem, müssen vorbereitet werden. „Wir müssen wissen, wann wir arbeiten können ohne den Schleusenbetrieb zu behindern. Wir planen, wie wir vorgehen und was wir an Werkzeug und Material brauchen“, erklärt Krainert. Was am Arbeitstag dann letztlich zu tun ist, kann sich vom einen auf den anderen Tag ändern. „Wir beginnen morgens ab 6.30 Uhr. Dann machen wir die Planung für den Tag“, sagt Krainert. „Wir bekommen auch Anfragen aus der Hafencommunity, ob wir spontan unterstützen können.“ Krainert und Fischer sind sichtlich begeistert von ihrer Arbeit. „Da ist kein Tag wie der andere“, sagt Krainert. „Ich komme jeden Morgen gerne zur Arbeit und freue mich drauf. Wir sind ein junges Team und verstehen uns super.“  Morten Fischer, inzwischen wieder aus dem Anzug gepellt, nickt. „Die Technik, die Arbeitsabläufe und die Abwechslung, das sind alles Sachen, die in diesem Team einfach Spaß machen.“

Markus Krainert, 29 Jahre, lebt in Loxstedt. Er ist seit 2010 bei bremenports, begann seine Lehre als Industriemechaniker. Er hat seine Ausbildung auf 3 Jahre verkürzt. 2014 begann er, als der erste Tauchlehrling bei bremenports, seine Taucherlehre. Und er hat die nautische Weiterbildung zum Schiffsführer.

Morten Fischer, 28, lebt in Geestland und hat vor seiner Ausbildung als Taucher ebenfalls die Lehre zum Industriemechaniker bei bremenports gemacht und sich weitergebildet. Er ist im Team für die Maschinen verantwortlich. Er ist nautisch ausgebildet zum Schiffsführer.

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