Klickende Kameras, gespannte Gesichter und am Ende strahlende Sieger:
Bei der diesjährigen Verleihung der Green Focus Awards durch bremenports lag eine Stimmung in der Luft, die an die große Bühne von Hollywood erinnerte. Seit 2014 zeichnet bremenports mit den Green Focus Awards jährlich die saubersten Schiffe und Flotten aus, die im Vorjahr Bremerhaven angelaufen haben. Zudem wird ein Preis in der Kategorie „Engagement“ an Persönlichkeiten verliehen, die sich in besonderer Weise um Nachhaltigkeit im Hafen verdient gemacht haben. In diesem Jahr gab es darüber hinaus erstmals einen Sonderpreis für das sauberste Kreuzfahrtschiff. Gestern Abend wurden die Awards im Rahmen des noch bis heute Nachmittag laufenden bremenports-Nachhaltigkeitskongresses ENVOCONNECT vergeben.
Sauberstes Schiff: die „Auto Advance“
Den Auftakt machte Staatsrat Kai Stührenberg, der das „sauberste Schiff“ des vergangenen Jahres prämierte. Mit einem Environmental Ship Index (ESI) von herausragenden 82,77 Punkten setzte sich der Car Carrier „Auto Advance“ durch. Das mit Batterie-Hybrid-Antrieb, LNG- und Biofuel-Technologien ausgestattete Schiff der Reederei United European Car Carriers (UECC) konnte die Jury mit innovativer Technik und mehrfachen Anläufen in Bremerhaven überzeugen. „Das ist ein verdammt guter Wert“, betonte Stührenberg unter Applaus – und überreichte die Trophäe an Jan Voss, Head of Newbuilding bei UECC, der eigens angereist war. Das Schiff ist nicht nur an der Kaje, sondern auch bei den Awards kein Unbekannter und war bereits im vergangenen Jahr Preisträger in dieser Kategorie. Jan Voss betonte, dass der Preis ein zusätzlicher Ansporn sei, die UECC-Flotte weiter umzurüsten.

Sauberste Flotte: NYK Line
Die Kategorie „Sauberste Flotte“ entschied in diesem Jahr die japanische Traditionsreederei NYK Line für sich. Mit einem durchschnittlichen ESI-Wert von 64,6 Punkten bei insgesamt elf Anläufen setzte sie sich knapp vor UECC durch. In seiner Laudatio hob bremenports-Geschäftsführer Robert Howe das langjährige Engagement von NYK für Klimaschutz, Dekarbonisierung und innovative Antriebstechnologien hervor – von LNG-Schiffen bis hin zum weltweit ersten kommerziell genutzten Schiff mit Ammoniakantrieb. Die Auszeichnung nahmen Russell Layton, Deputy General NYK Group Europe Ltd. und Christoph Pauli, General Manager NYK Line Deutschland, entgegen. Layton berichtete, dass die Reederei bereits zahlreiche weitere Nachhaltigkeitsprojekte vorantreibe – so sei im Auftrag der Reederei vor Tokio beispielsweise der erste mit Ammoniak betriebene Schlepper im Einsatz.

Sonderpreis für das sauberste Kreuzfahrtschiff „Amadea“
Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr zudem ein Sonderpreis für das „sauberste Kreuzfahrtschiff“ vergeben. Hier setzte sich die „Amadea“ durch – bekannt als TV-Traumschiff aus der gleichnamigen ZDF-Serie. Das 193 Meter lange Schiff von Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM), das für Phönix Reisen fährt, lief die bremischen Häfen im Jahr 2024 insgesamt 13 Mal an und erreichte dabei einen durchschnittlichen ESI-Wert von 61,8 Punkten. „Die Amadea zeigt, dass sich Tradition und Innovation nicht ausschließen“, betonte Timo Schön, Geschäftsführer Bremerhaven Cruise Port, in seiner Laudatio. Trotz ihres Alters werde kontinuierlich in Technik und Umweltstandards investiert – zuletzt 2022 mit einem SCR-Katalysatorsystem, das auch die strengen norwegische Emissionsnormen erfüllt. Michael Schulze, Direktor Schiffsreisen bei Phoenix Reisen, nahm den Preis stellvertretend entgegen und betonte, dass Nachhaltigkeit im Bereich Kreuzfahrt mittlerweile eine große Rolle spiele: „Dass wir diesen Preis für ein relativ altes Schiff erhalten, macht deutlich, dass man auch mit nachträglichen Investitionen viel in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz tun kann. Für uns ist das einmal mehr der Beleg dafür, dass wir dieses Geld – und wir sprechen hier von Investitionen im dreistelligen Millionenbereich – gut angelegt haben!“

Engagement-Preis: Dr. Alexander David
In der Kategorie „Engagement“ stand die Jury vor einer besonders schwierigen Entscheidung: Aus einem zweistelligen Pool von Bewerberinnen und Bewerbern wurden letztlich drei Persönlichkeiten nominiert, die sich in ganz unterschiedlicher Weise für Nachhaltigkeit eingesetzt haben:
- Ruth Chigbo, Geowissenschaftlerin und frühere Impulsgeberin für die nachhaltige Entwicklung der Häfen, engagiert sich heute in afrikanischen Ländern für Bildung, Chancengleichheit und Klimabewusstsein.
- Timo F. Schindler setzt sich in Forschungs- und Entwicklungsprojekten zur Digitalisierung der bremischen Häfen vor allem für Energieeffizienz- und Umweltschutzprojekte ein.
- Dr. Alexander David, einer der Treiber für CO2-Neutralität im Fischereihafen.
„Die Auswahl ist uns alles andere als leichtgefallen“, betonte Jury-Vertreterin Jana Köhler bei der Preisübergabe. Letztlich sei die Entscheidung für Dr. Alexander David ausgefallen, der für die Fischereihafen-Betriebsgesellschaft mbH (FBG) tätig ist. Gemeinsam mit Ralf Finck (FROSTA) ist er das Gesicht der Klimakooperation Fischereihafen (CCF) und fungiert seitens der FBG als inhaltlicher Projektleiter. Mit seinem Wissen, seinem Einsatz und seiner Fähigkeit, kooperative Lösungen zu entwickeln, gilt er als Integrationsfigur im Bestreben, den Fischereihafen bis 2030 CO₂-neutral zu machen. Dr. David betonte bei der Preisübergabe, dass eigentlich viel mehr Menschen auf der Bühne stehen müssten – nämlich all die, die ihn in seiner Arbeit täglich unterstützten.

Mit stehenden Ovationen, herzlichen Gratulationen und einem Hauch von Oscar-Glamour endete die Preisverleihung. Deutlich wurde dabei, dass die Green Focus Awards sich längst zu mehr als nur einer Auszeichnung entwickelt haben: Sie sind ein starkes Signal, dass die maritime Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven Klimaschutz ernst nimmt – und dass Nachhaltigkeit nicht nur Pflicht, sondern auch Grund zum Feiern ist.