Das war das Fachforum Projektlogistik 2024 

Volles Haus beim 11. BHV-Fachforum Projektlogistik. Die 2024er Ausgabe mit dem Titel "GEWAPPNET FÜR UNSICHERE ZEITEN" war mit 150 Teilnehmern ausgebucht. "Damit wurde wieder deutlich, dass wir mit dem Format, bestehend aus Fachvorträgen und der Möglichkeit des Netzwerkens, richtig liegen", sagt Petra Lüdeke von der Bremischen Hafen- und Logistikvertretung (BHV). "Und gerade in Zeiten mit vielen Unsicherheiten ist es wichtig, dass alle Beteiligten gemeinsam gute und hilfreiche Lösungen finden, um erfolgreich durch unsichere Zeiten zu navigieren."

Um Markteinblicke, Trends und Zukunftsaussichten ging es auch bei den Podiumsdiskussionen. Öfter an dem Tag zur Sprache kam das Wort "Herausforderungen". Und dabei gab es durchaus auch optimistische Töne zu hören. Etwa von BLG-Projektlogistiker Sven Riekers oder auf dem Panel "Gute Ideen gegen Zukunftsangst– welche Weichen stellen wir für die Standortattraktivität von übermorgen?", auf dem es um Innovationen, Transformationsvorhaben und Standortattraktivität ging. 

Eine herausragend gute Idee wurde denn auch mit dem BHV Projektlogistik Award ausgezeichnet: nämlich eine Innovation des Bremer Unternehmens Hansa Meyer Global.

Gruppenfoto mit Patrick Rehberg, Sven Herrmann, Petra Lüdeke, Patrick Drewes Jan-Dirk Schuisdziara und Henrique Wohltmann. Die Männer tragen alle einen schwarzen Anzug und Frau Lüdeke einen schwarzen Hosenanzug.
v.l.n.r.: Patrick Rehberg (PTS Logistics Group), Sven Herrmann (ProLog Innovation GmbH), Petra Lüdeke (BHV), Patric Drewes (DREWES Group), mit den Preisträgern des BHV Projektlogistik Awards Jan-Dirk Schuisdziara und Henrique Wohltmann, (beide Hansa Meyer Global Holding GmbH)

Nachhaltiger ans Ziel mit der Sonderlösung 

Es war eine technische Idee, die unterm Strich 150.000 Euro günstiger war und ihnen nun den Projektlogistik Award der BHV einbrachte. Hansa Meyer hat das Konzept „Engineering Sustainable Transports of Tomorrow“ entwickelt und wurde nun dafür ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um einen im eigenen Haus konstruierten, vielseitig verwendbaren Transportrahmen mit einem Eigengewicht von 22t und dem Planungsansatz mit weniger Equipment Aufwand wo möglich auchnachhaltiger zu agieren.

Dieses macht Sonderequipment an einem neuralgischen Punkt überflüssig. Wie es dazu kam, verrät Jan-Dirk Schuisdziara, Managing Shareholder bei Hansa Meyer Global.

Portraitfoto von Jan-Dirk Schuisdziara im schwarzen Sakko mit weißem Hemd.
Jan-Dirk Schuisdziara, Managing Shareholder bei Hansa Meyer Global. Foto:BHV

Hansa Meyer Global

Seit der Gründung 1986 hat sich Hansa Meyer Global aus dem Kerngeschäft der Organisation und Durchführung von weltweiten Transporten von Investitionsgütern im Anlagen- und Energiebereich heraus zu einem integrierten Transportarchitekten entwickelt. Hansa Meyer Global bietet mit seinen rund 230 Mitarbeitern, den unterschiedlichen Servicebereichen, 22 Niederlassungen weltweit und innovativen Partnern unseren Kunden heute alle Leistungen eines international agierenden Logistikdienstleisters.

Webseite von Hansa Meyer Global

Herr Schuisdziara, zunächst mal herzlichen Glückwunsch. Wie sind Sie zu dieser ausgezeichneten Idee gelangt?

Wir haben von einem Kunden die Anforderung gehabt, in Brasilien zwei 121 t schwere Turbogeneratoren mit Übermaß und unter Berücksichtigung besonderen Lastauflage Punkten im Abstand über 3,9 m in der Breite zu transportieren. Dafür kommt normalerweise Sonderequipment zum Einsatz. In einem solchen Fall etwa eine sogenannte Kesselbrücke oder notfalls je nach Streckenführung auch zusätzliche
hydraulische Achsen, um den Abstand der Lastaufnahmepunkte von 3,9 M in der Breite zu überwinden.

Was ist denn eine Kesselbrücke?

Das sind große Schwerlastmodule, die sich für die Lastaufnahme auch in der Breite über die Spurbreite hinaus verstellen lassen und bei denen die Achsen nicht alle aneinander fixiert sind, sondern die Last der Ladung auf verschiedenen Achs-Konfigurationen liegt, damit der Transport u.a. auch bei kurvenreichen Transportstrecken noch um die Kurve kommt. Der Einsatz der Kesselbrücke an der Stelle hat allerdings mehrere Nachteile: Zum einen ist in Regionen wie z B. Brasilien technisch hochwertige Spezialausrüstung im Umfang begrenzt  und damit entsprechend kostspielig. Spezialausrüstung ist meistens entweder im Einsatz oder zumindest ziemlich begehrt und dadurch teuer. Außerdem ist der Einsatz mit einem hohen Transportaufwand bereits bei der Mobilisierung am Abgangsort verbunden: Um beispielsweise eine Kesselbrücke mit einem Eigengewicht von 160 t zum Einsatzort und zurück zu transportieren kommen insgesamt jeweils 8 LKW s zum Einsatz. Der Zusammenbau der Fahrzeugkonfiguration benötigt einen 70 tons Mobilkran und bis zu 48 Stunden. Unser Transportrahmen passt zerlegt auf nur 2 LKWs und kann mit einem 30 tons Kran in nur 6 Stunden an die notwendigen Hydraulik Achslinien montiert werden.

Und da haben Sie angesetzt?

Korrekt. Hansa Meyer Global verfügt neben der klassischen Projekt-Planung auch über eine Transport- Engineering Division, die in enger Abstimmung mit den Kunden technische Sonderlösungen entwirft und vor Ort produziert um den oftmals kostspieligen Einsatz von Standard Spezial-Equipment in Emerging Markets, wo möglich, zu reduzieren. Wir haben überlegt, wie wir das anders mit weniger Materialeinsatz lösen könnten und dann tatsächlich auch einen Stahlrahmen entwickelt und fertigen lassen, der den gleichen Dienst erfüllt wie besagte Kesselbrücke oder auch anderes Spezialequipment : Unser zerlegbarer Hansa Meyer Transport Rahmen. Damit konnten wir die Anforderungen günstiger und schneller umsetzen und werden damit künftig Schwerstücke bis zu 200 t Einzelgewicht transportieren, die hinsichtlich der besonderen Lastaufnahme Punkten ähnliche Merkmale aufzeigen.

Was war denn konkret der Antrieb, hier einen neuen Weg zu gehen?

Naja, vieles sprach dafür. Ausschlaggebend war natürlich ein deutlich geringerer finanzieller Aufwand für unseren Projektkunden, unterm Strich war diese Lösung letztlich 150.000 Euro günstiger und für uns ein Wettbewerbsvorteil. Wir haben die Anforderungen technisch schnell umsetzen können, und vor allem auch mit viel weniger Fahrzeugen, bzw. Materialaufwand. Das heißt auch nachhaltiger. Wir haben unsere neue Lösung schon für mehrere Kunden einsetzen können. Wir konnten dabei CO2 einsparen gegenüber der herkömmlichen Lösung wie bisher einfach mehr Spezialequipment einzusetzen. Für Industrieprojekte mit ähnlichen Bauteilen bis zu 200 tons Stückgewicht lassen sich so die Transportkosten beispielsweise um 30 bis 40 Prozent reduzieren und der CO2-Abdruck für die Equipment Mobilisierung um bis zu 75 Prozent senken. Die Lösung ist günstiger, schneller und für verschiedene Märkte in denen Hansa Meyer bereits global aktiv ist, schnell umsetzbar.

Danke für das Gespräch.