Georg Grube wird 175

Wie gelingt es, Erreichtes zu bewahren und sich zugleich für die Zukunft aufzustellen? Diese Frage wollen und müssen viele inhabergeführte mittelständische Unternehmen beantworten. So auch die Firma Georg Grube, die in diesem Jahr ihr 175-jähriges Jubiläum feiert. Während aber in vielen Fällen irgendwann bereits lange und teils auch vergeblich nach einem Nachfolger gesucht werden muss, ist dies beim Bremerhavener Familienunternehmen kein Thema: Seit 2018 steuern Wolfgang Grube und sein Sohn Mark Grube die Firma mit ihren rund 120 Mitarbeitern gemeinsam und setzen damit die lange Tradition der familieninterne Nachfolge fort.

Gegründet 1849 von Wilhelm Madrian als Fuhrunternehmen, importierte die Firma zunächst Kohle aus England und transportierte – mangels Bahntrasse mit Pferdeantrieb – heimischen Torf für die Werften Oltmann, Lange und Johann C. Tecklenburg zwischen Bremerhaven und Bremen. 1909 wurde der Namensgeber (und Namensvetter des heutigen Geschäftsführers) Georg Grube Chef des Unternehmens, das ab dann auch Waren aus Übersee wie Baumwolle mit motorisierten Fahrzeugen beförderte. Ganz wichtig in dieser Zeit: die Durchführung von Transporttätigkeiten im Überseehafen und später der Handel mit Kohle.

Wolfgang Grube
Mark Grube

Und obwohl vom Firmengelände und den neu angeschafften Fahrzeugen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr viel übrig war, gelang es unter dem Nachfolger und gelernten Speditionskaufmann Fritz Grube, das Unternehmen weiterzuführen und unter anderem mit dem Handel von Kies und Sand auszubauen. „Seit den 1960er-Jahren bis heute schlagen wir mehrere 100.000 Tonnen Split, Kies und Sand pro Jahr als Massengut um und betreiben zwei Betonwerke, eins am Luneort und eins in Wehden“, erläutert der heutige Geschäftsführer Wolfgang Grube.

All das schuf dem Unternehmen in der gesamten Region Sichtbarkeit – insbesondere durch die Beteiligung am Bau und Ausbau des Containerterminals. Es gebe wohl „kaum eine Kaje oder ein Großprojekt in Bremerhaven, an dem das Unternehmen Georg Grube nicht in irgendeiner Form beteiligt war“, wird der Präses der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven, Eduard Dubbers-Albrecht, in der Jubiläumszeitung des Unternehmens zitiert.

Zur Strategie zählt auch die Akquise von Transportunternehmen, um dadurch das Geschäftsfeld Fernverkehr auszubauen und – als einer der Vorreiter in Deutschland – den kombinierten Verkehr zwischen Bremen und München. Schließlich ist die Transportlogistik ein weiteres wichtiges Standbein, insbesondere rund um den Straßen-, Erd- und Tiefbau.

Im Bremerhavener Fischereihafen verfügt Georg Grube über eine Anlage für den Umschlag von Massengut wie Sand, Kies, Splitt, Mineral- und Natursteingemischen für die Produktion von Asphalt und Beton. Und die Bedeutung dieser Hafenaktivitäten für die Gruppe nimmt zu: „Der damit generierte Umsatz liegt im zweistelligen Millionenbereich“, freut sich Grube. Als einzige Anlage in Bremerhaven ist die von Georg Grube für den Umschlag von gefährlichen Abfällen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) zugelassen.

Besonders stolz ist Grube mit Blick auf den Ausbau der Firmengruppe auf das Recycling mit der Baufstoffaufbereitungs- und Recyclinganlage (Barab), die als weiteres Standbein 2009 dazu kam, sowie die Entsorgungsgesellschaft Optima (OEG), in der Schlacke aus der Müllverbrennungsanlage in Bremerhaven aufbereitet und recycelt wird. Letzte Gründung erfolgte bereits 1978 und drei Jahre nachdem er nach dem BWL-Studium in München im Alter von 30 Jahren im Familienunternehmen angeheuert hatte. „Sich breit aufzustellen, war meinem Vater genauso wichtig wie mir“, unterstreicht Wolfgang Grube.

Außerdem sei er lokal stets sehr gut informiert und eng mit seiner Heimatregion verbunden. Das hielt den sportbegeisterten ehemaligen Basketball-Leistungssportler, der mit seinen Vereinen Deutscher Pokalsieger und Deutscher Vizemeister wurde, allerdings nicht davon ab, 1982 Kontakt zum US-amerikanischen Sportartikelhersteller Converse aufzunehmen und für die Marke bis ins Jahr 2004 die Einfuhr nach Deutschland und die nationale Distribution der Sendungen zu übernehmen.

Fragt man Wolfgang Grube nach seinem Betriebsgeheimnis, kommt die Antwort prompt: „Das Motto der Gründerväter gilt noch immer: geht nicht gibt’s nicht!“. Der hanseatische Unternehmergeist beinhaltet aber ganz selbstverständlich auch den Einsatz für die Dekarbonisierung der Transportlogistik. Hier hält sich Grube stets auf dem Laufenden und berichtet begeistert von im Meer schwimmenden Windkraftanlagen, etwa im Rahmen des EnBW-Projekts Nezzy2, und seinen Wunsch, so etwas in Klein auch auf der rund 70 Hektar großen Fläche eines Sees auszuprobieren.

 

Grube goes green

Ein wichtiger Baustein ist dabei die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte: Bis 2030 soll ein Großteil der Flotte, zu der Drei- und Vierachskipper, rund 40 Sattelzüge, Radlader, Trecker-Dumper, Bagger-Abbruchgeräte und Raupen zählen, wo möglich auf elektrische Antriebe umgestellt sein. Zusätzlich werden alternative Kraftstoffe wie Biogas und Wasserstoff getestet. Hinzu kommen moderne Energiemanagementsysteme und der Einsatz erneuerbarer Energien in den Lagerhäusern.

Zudem ist das Unternehmen am Bau von Bremerhavens erster öffentlicher Wasserstofftankstelle am Standort „Zur Hexenbrücke“ unweit des Autobahnzubringers zur A27 beteiligt. Geplant ist außerdem die Errichtung von Windkraft- und Photovoltaikanlagen auf dem Firmengelände der Barab im Fischereihafen.

Aber auch in puncto Digitalisierung ist man nicht zuletzt seit der Übernahme des Bremerhavener IT-Unternehmens Login EDV- und Bürosysteme im Jahr 1997 nicht nur mit eigener Expertise aufgestellt, sondern auch offen gegenüber neuen Technologien. So werden etwa Big Data und IoT (Internet of Things) genutzt, um die Logistikprozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern.

Eindrücke aus der Unternehmensgeschichte

Gemeinsam wollen Vater und Sohn weiterhin auf den Erfolgen der Vergangenheit aufbauen, aber vor allem mit Blick auf die Zukunft. So fügt es sich, dass Mark Grube wie sein Vater BWL studiert hat, ebenfalls an der LMU München, aber auch an der Universität Hamburg, wo er das Studium mit einem Master abschloss, um mit fundiertem kaufmännischen Wissen ins Familienunternehmen einzutreten. Bereits seit über einem Jahr zeichnet Mark Grube für das Personal verantwortlich. Verwaltung, Werkstätten, Fuhrpark und die Sandgruben folgen. Wolfgang Grube: „Sukzessive gebe ich nun die Geschäftsbereiche an Mark ab.“

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