Daniel Becker und Matthias Hinz über die Digitalisierung der bremischen Häfen und wie die Initiative Smartport Fahrt aufnahm.

Quelle: bremenports

Daniel Becker

44 Jahre, ist Abteilungsleiter IT bei bremenports. Das Thema Smartport beschäftigt ihn schon seit zwei Jahren und mit der Digitalisierungsstrategie ist er seit einem Jahr befasst.

Quelle: bremenports

Matthias Hinz

33 Jahre, ist Schiffbau- und Wirtschaftsingenieur und Dozent für Innovationsmanagement. Er ist im IT-Projektmanagement seit 2018 tätig und seit Dezember Smartportkoordinator bei bremenports.

Die Smartport Initiative ist jetzt schon ein paar Monate jung. Herr Hinz, Sie haben als neuer Smartportkoordinator einen frischen Blick auf die Initiative. Mit welchen Erwartungen sind Sie eingestiegen?

Matthias Hinz: Ich hatte natürlich keine geringere Erwartungshaltung, als die Bremischen Häfen zum weltweiten digitalen Vorreiter zu machen [lacht]. Nein, im Ernst, als Wahlbremer habe ich mir diese Aufgabe bewusst gesucht, um hier vor Ort einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der maritimen Wirtschaft zu leisten. Ich sehe mich da aber nicht im Vordergrund. Die Smartport-Initiative und die -projekte sind Leistungen der Community. Wir als bremenports können da nur orchestrieren. Die konkrete Umsetzung passiert von, bei und mit den Akteuren.

Und wie läuft das aus Ihrer Sicht?

Matthias Hinz:  In den zurückliegenden Monaten wurden von den Akteuren in der Community viele Ansätze und Ideen im Rahmen der Smartport-Strategie entwickelt und die gilt es nun anzupacken. Natürlich gehen damit Erwartungen einher, sowohl von bremenports aus, als auch von der Community. Ich denke, 2024 wird insofern ein entscheidendes Jahr werden, um in einen „Betriebsmodus“ zu kommen und diesen dann auch beizubehalten.

Herr Becker, Sie sind dem Thema schon länger verbunden. Wie würden Sie die Erwartungen der Community beschreiben?

Daniel Becker: Wir haben es bei dieser Community mit einer extrem starken Gemeinschaft zu tun, die natürlich eine große Vielfalt an Interessen und Perspektiven hat. Einige interessieren sich für die ökologischen Auswirkungen der Smartport-Transformation, während andere sich eher auf die wirtschaftlichen Chancen konzentrieren.

Das klingt nach einer eher heterogenen Gruppe und einer komplexen Angelegenheit.

Daniel Becker: Es ist die besondere Herausforderung bei Projekten dieser Art eine gemeinsame Vision zu schaffen, auf die sich alle Stakeholder ausrichten können. Bei Smartport funktioniert das sehr gut. Wichtig ist transparente Kommunikation und natürlich die Beteiligung aller relevanten Parteien. Dennoch ist es eine enorme Herausforderung, die unterschiedlichen Interessen zu wahren.

Können Sie ein Beispiel geben?

Matthias Hinz: Wir befinden uns im Spannungsfeld zwischen möglichst viel Transparenz auf der einen Seite und andererseits den unternehmensinternen Interessen der Beteiligten. Nehmen Sie etwa das Teilen von Daten. Zu Recht mag ein Akteur in der Lieferkette, der aus Bremerhavener Sicht eher nachgelagert, also zum Beispiel im Binnenland an der Weser positioniert ist, fragen, warum man für Akteure in Bremerhaven Einblicke in die eigenen Logistikprozesse geben soll. Nun brauchen wir aber genau diesen Gesamtblick, um die Logistik in den Bremischen Häfen smart zu machen. Denn schlussendlich greift auf der Weser alles ineinander.

Sie haben eben gesagt, dass Sie sich eher in der Rolle der Orchestrierenden sehen. Gab es denn auch Misstöne? Und wie sind alle wieder zur gleichen Partitur zurückgekehrt?

Daniel Becker: Um im Bild zu bleiben. Die Musiker sind aus meiner Sicht hoch motiviert und haben Lust zu spielen. Dieses Engagement und die Motivation müssen wir durch offene Kommunikation, regelmäßige Feedbackschleifen und die Möglichkeit zur Mitgestaltung erhalten. Dafür müssen wir natürlich mit jeder und jedem einzelnen offen sprechen und sicherzustellen, dass sich alle gehört fühlen und einfach die eigene Zukunft mitgestalten können.

Matthias Hinz: Das ist auch genau meine Aufgabe in der Rolle als Smartport-Koordinator: Den beteiligten Menschen aktiv zuzuhören und auf ihre Bedenken und wirklichen Bedürfnisse eingehen. Dazu gehört eine Menge Vertrauen. Und man muss auch mal hervorheben, dass die Community unglaublich stolz auf sich und das Erreichte sein kann. Es ist schon etwas Besonderes, dass die Ziele einer digitalen Transformation in einem partizipativen Prozess von möglichst vielen beteiligten Akteure so zusammen erarbeitet werden. Das bedeutet viel Aufwand und große Herausforderungen. Wir sind überzeugt, dass wir in der Retrospektive froh sein werden, diese Grundlagenarbeit in dieser Form gemacht zu haben. Die Community wird sich natürlich weiterentwickeln und es wird auch weiterhin Widerstände geben.

Daniel Becker: Wir haben jedenfalls allen Grund zu Optimismus. Denn die digitale Transformation ist in vollem Gange: Viele Projekte sind bereits angelaufen, Erfolge stellen sich ein. Wir sehen, wie Innovation positive Veränderungen bewirken kann und dabei die sozialen und ökologischen Werte einhält und sogar verbessern kann.

Quelle: bremenports. In den Workshops hat die Community gemeinsam die Smartport-Strategie erarbeitet.
Quelle: bremenports. Die Smartport-Community setzt sich aus verschiedenen Akteuren der Hafencommunity zusammen.

Teilen alle diese Zuversicht?

Daniel Becker: Innovation und Veränderung bringen immer Zweifel mit sich. Aber es lohnt sich für die Unternehmen, Zeit in Innovation zu investieren, da sie nicht nur die eigene Organisation voranbringt, sondern auch positive Auswirkungen auf die gesamten bremischen Häfen haben kann. Durch die Einführung innovativer Lösungen können Unternehmen wettbewerbsfähiger werden und neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen, was letztendlich allen zugutekommt.

Matthias Hinz: Es bestehen ja darüber hinaus auch Interesse und Erwartungen der Öffentlichkeit, dass die Wirtschaftskraft der Bremischen Häfen gesichert und weiter ausgebaut wird, wie im HEK 2035 beschrieben. Und dem trägt auch die Smartport-Strategie nun Rechnung.

Was sind die nächsten Schritte auf dem Weg zu den smarten bremischen Häfen?

Daniel Becker: Die Bewegung von Smartport in Richtung Innovation nimmt die Form einer kontinuierlichen Evolution an, die durch Zusammenarbeit, Experimentieren und Lernen gekennzeichnet ist und Mut für ein gewisses Risiko haben muss. Das ist in unserer Kultur nicht ganz üblich. Aber gemeinsam können und sollten wir so den digitalen Wandel sinnstiftend und erfolgreich gestalten.

Danke für das Gespräch.

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