„Wir treiben die Digitalisierung voran“

Stefan Färber, GB4-Leiter bei bremenports, über Chancen und Aufgaben in der Hafenentwicklung.

Ein Portrait von Stefan Färber, welcher ein graues Sakko trägt.

Stefan Färber arbeitet seit 13 Jahren bei bremenports. Der gelernte Jurist lebt heute mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Bremen, gebürtig kommt er aus Göttingen. Mit der Familie reist er gern und geht zum Ausgleich Laufen. Begonnen hatte er seine Tätigkeit im Unternehmen im Mai 2009 mit einer Bewerbung in der Rechtsabteilung. Seit Januar 2022 leitet er den Geschäftsbereich 4 bei bremenports und ist für Hafenentwicklung und Innovation verantwortlich.

Herr Färber, das HEK liegt jetzt vor. Herausgekommen ist ein 150 Seiten starker Zukunftsatlas der Hafenentwicklung. Wie dick war das Brett, das beim HEK gebohrt werden musste?

Hinter uns liegt ein guter und erfolgreicher Weg, den wir gemeinsam mit vielen anderen gegangen sind. Es gab im Laufe der Entstehung des Hafenentwicklungskonzeptes Workshops und Diskussionen mit Fachöffentlichkeiten und Stakeholdern und natürlich Gutachten zu den wichtigsten Themen für unsere Häfen. Dass das HEK letztlich so positiv aufgenommen worden ist, liegt auch daran, dass wir den Prozess partizipativ und transparent gestaltet haben.

Welche sind für Sie die wichtigsten Ergebnisse?

Die Themen, die Sie im HEK finden, sind die prägenden Zukunftsthemen für unsere Häfen. Dahinter stecken Megatrends wie Digitalisierung, Automatisierung, Anwendung von Künstlicher Intelligenz, verkehrliche Steuerung und Vernetzung, Cybersicherheit oder der Einsatz alternativer Energieträger.

Zur Hafenentwicklung gehört es ja auch, Nachholbedarf zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Nachholbedarf gibt es bei der Digitalisierung. Da mögen andere Häfen einen Vorsprung haben. Dies liegt auch daran, dass in es in anderen Häfen andere organisatorische Zuschnitte der Verantwortlichkeiten gibt. Dadurch lassen sich manche Dinge einfacher umsetzen. Aber das ist für uns kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen sondern Ansporn für einen Aufholprozess. Wir müssen und werden die Digitalisierung des Hafens vorantreiben.

Was heißt das konkret?

Nehmen wir mal die Vernetzung der einzelnen Akteure im Hafen: Speditionen und Terminalbetreiber, Hafenamt und bremenports etwa. Aktuell ist es so, dass die Informationen, wer wann wo welche Ladung abholen kann, nicht gemeinsam an einer Stelle verarbeitet werden. Das ist eine vertane Chance und lässt sich möglicherweise einfacher steuern.

Also mehr Vernetzung – weniger Staus?

So ungefähr. Vorstellbar wäre eine Art digitales Portal, mit dem die Verkehrsströme gesteuert werden können. Technisch wäre das möglich. Aber da geht es natürlich auch um sensible Daten der Unternehmen.

Sollte bremenports das übernehmen?

Nicht zwangsläufig. Aber von einer solchen Entwicklung könnten alle profitieren. Und ganz ehrlich: Es sollte eigentlich nachher für einzelne Nutzer kein Problem sein, sich zum Beispiel vor der Ankunft am Terminal zum Abholen ein Zeitfenster zu buchen. Das kriegen wir schließlich auch im Alltag hin. Wenn ich etwa mit meinen Töchtern auf den Indoor-Spielplatz will, buche ich vorher mit meinem Smartphone auch in Sekundenschnelle einen Slot. Aber wenn in Bremerhaven am Gleis stundenlang kein Zug abfahren kann, weil LKWs im Stau auf dem Gleis stehen, statt punktgenau zur Aufnahme der Ladung am Terminal zu erscheinen, dann ist das kein akzeptabler Zustand.  

Welche Rolle können wir von bremenports da spielen?

Unsere Aufgabe ist an dieser Stelle, gemeinsam mit der Hafencommunity die technischen Voraussetzungen zu schaffen, um Abläufe optimal zu regeln. Bei der Vielzahl der Akteure im Hafen sind da zahlreiche einzelne Interessen zu berücksichtigen. Für diesen Prozess braucht es Vertrauen und hier ist bremenports als öffentlicher Akteur die geeignete Koordinationsstelle.

Wo stehen wir beim klimaneutralen Hafen?

Wir müssen die Dekarbonisierung weiter vorantreiben. Ziel ist es, den Hafenstandort so zu entwickeln, dass er 2035 klimaneutral ist. Auch dies ist eine große Gemeinschaftsaufgabe bei der die Terminalbetreiber eine zentrale Rolle einnehmen. Aber auch bremenports hat große Aufgaben vor sich. Wir müssen zum Beispiel unsere eigene Schiffsflotte optimieren. So etwas geht leider nicht von heute auf morgen.

Warum?

Wir wollen eine möglichst schnelle Umstellung auf klimaneutrale Antriebe, aber wir brauchen absolut zuverlässige Ausrüstung, die dem täglichen Einsatz gewachsen ist. Da geht es zum Beispiel um die Gewässertiefen für die Schifffahrt. Die erforderlichen Innovationen dürfen nicht auf Kosten der Zuverlässigkeit gehen, denn die bedeutet bei uns im Hafen auch immer Sicherheit.

Gibt es Projekte im HEK, die bereits umgesetzt werden?

Nehmen Sie das neue Marketingkonzept. Es hat sich gezeigt, dass unsere Konkurrenten lauter sind und stärker nach außen kommunizieren. Wir sind da manchmal doch ein wenig zu hanseatisch-zurückhaltend. Wir müssen das gute Leistungsprofil und die Leidenschaft, mit denen die Akteure im Hafen agieren, mit Kraft präsentieren. Und bremenports ist nicht nur der verlässliche „Hausmeister der Häfen“, wir sind eine moderne Managementgesellschaft mit entsprechenden Managementsystemen, einem dezidierten Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement. Wir arbeiten täglich daran, unsere Arbeitsprozesse zu verbessern. Und es gibt viele gute Ideen im Unternehmen. Nehmen Sie etwa den Arbeitskreis Innovation, bei dem sich jede und jeder mit Ideen einbringen kann. So können wir noch nachhaltiger werden.

„Wir gehen

mit gutem Beispiel

voran"

Nachhaltig im Sinne von umweltfreundlicher?

Auch. Natürlich ist ökologische Nachhaltigkeit wichtig, aber Nachhaltigkeit hat für uns immer auch eine ökonomische und eine soziale Dimension. Beispielsweise das Thema Gute Arbeit – das ist wichtig und da gehen wir mit gutem Beispiel voran. Und wir sind nicht allein: Wir haben im Hafen viele gute Arbeitgeber, die das auch so sehen.

Sie sind seit elf Monaten Geschäftsbereichsleiter des neu aufgestellten GB4. Was haben Sie bisher gelernt?

Die Neuausrichtung war eine gute Entscheidung. Ich bin begeistert, was ich für eine hervorragende Mannschaft habe und weiß das Unternehmen, für das ich arbeite, sehr zu schätzen. Wir arbeiten gemeinsam an der Zukunft des Hafens. Das ist spannend. Wir spüren im Hafen, was auf der Welt passiert. Wir sind eng verbunden mit den großen Fragen unserer Zeit: Wie werden wir die Energiewende gestalten? Wie können wir Krisen meistern? Wie werden wir leben und wirtschaften? Da wird es nie langweilig. Es gibt viel zu tun.

Herr Färber, Danke für das Gespräch.

Das Bild zeigt eine Wortwolke mit dem zentralen Begriff Konzept, umgeben von Wörtern wie Verfügbarkeit, Netzverfügbarkeit, Ressourcensteuerung und Systemkompatibilität.