Zweitägiger Nachhaltigkeitskongress der Hafen- und Logistikwirtschaft gestartet
Mit insgesamt rund 150 Teilnehmenden und damit etwa 30 mehr als bei der Premiere im vergangenen Jahr, ist heute im SailCity in Bremerhaven die Envoconnect 2024 gestartet: „Wenn wir weiterhin so eine prozentuale Steigerung der Teilnehmenden hinbekommen, füllen wir in 15 Jahren das Weserstadion“, scherzte bremenports Geschäftsführer Robert Howe zu Beginn der Veranstaltung, die auch in diesem Jahr wieder von der Hafenmanagementgesellschaft bremenports auf die Beine gestellt wurde.
Den Beginn der Veranstaltung markierten dabei zwei politische Impulsvorträge die unterschiedlicher nicht sein konnten: „Wir haben Jahrzehnte gegen die Prinzipien der Nachhaltigkeit verstoßen – deswegen stehen wir heute vor den Folgen des Klimawandels.“ Letztlich gehe es darum, nicht mehr zu verbrauchen, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren oder künftig wieder bereitgestellt werden kann, betonte die Bremer Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, Kristina Vogt. Gerade die Häfen würden in Zukunft eine elementare Rolle bei der nötigen Energiewende spielen – auf der anderen Seite seien in den Häfen aber auch selbst, klimafreundlichere Prozesse nötig. All das erfordere Engagement und Investitionen. „Dazu brauchen wir ein „all Hands on Deck“-Manöver sowie klare Rahmenbedingungen und auch Unterstützung durch den Bund für die dafür nötigen Investitionen.
Dass tatsächlich enorme Investitionen nötig seien, betonte auch Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr (FDP). Allerdings sei der Bundeshaushalt sozusagen der „Elefant im Raum“ – der Bund jedenfalls könne diese Investitionen auch aufgrund des Föderalismus „nicht einfach“ übernehmen. Ihr Vorschlag stattdessen: „Was wir brauchen ist Wachstum und nochmals Wachstum – auch in den Häfen. So machen wir auch die nötigen Investitionen möglich“, erklärte die Staatsekretärin in Ihrem politischen Impulsvortrag.
Bevor sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Nachmittag mit einzelnen Nachhaltigkeitsthemen aus der Hafen- und Logistikwirtschaft beschäftigen – gab Isabelle Ryckbost, Generalsekretärin der European Sea Ports Organisation (ESPO), einen Überblick über die teils sehr schnell wechselnden und oft neuen, zusätzlichen Herausforderungen vor denen insbesondere die Häfen und Seeschifffahrt stehen. „Beispielsweise müssen laut EU-Vorgaben alle Häfen in absehbarer Zeit allen Schiffen Landstrom anbieten – das macht aktuell enorme Investitionen nötig, von denen ein Großteil im Sinne der Nachhaltigkeit sicherlich gerechtfertigt ist. Aber werden denn alle Schiffe tatsächlich Landstrom abnehmen? Und ist es tatsächlich sinnvoll so viel Geld zu investieren, wenn voraussehbar ist, dass vielleicht 20 Prozent der Landstromplätze am Ende nur selten bis gar nicht genutzt werden, während wir an anderen Stelle mit eindeutig mehr Wirkung in Nachhaltigkeit investieren könnten?“, formulierte Ryckbost ihren Appell an die Politik in Frageform und ergänzte: „Wenn wir eins durch die zahlreichen Umwälzungen der vergangenen Jahre gelernt haben, dann dies: Die Gesetzgebung kann letztlich nie schneller sein, als die Realität. Deswegen brauchen wir ein wenig mehr Ruhe und Beinfreiheit in den Entscheidungen, um auf Herausforderungen wirklich wirkungsvoll reagieren zu können.“
Mit weiteren interessanten und inspirierenden Vorträgen, Panels, Sessions und Diskussionsrunden geht die diesjährige Envoconnect noch bis morgen Nachmittag weiter. Auch abseits des fachlichen Teils können sich die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer übrigens auf Abwechslung gefasst machen – beispielsweise bei der heute Abend noch anstehenden Verleihung des Green Focus Awards.
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