Schiene, Wasserwege und Straßen werden ausgebaut
In den bremischen Häfen startet ein umfangreiches Investitionsprogramm, um ihre Stellung als logistische Drehscheibe weiter auszubauen. Im Zentrum stehen die Stärkung der Hafeneisenbahn, die Modernisierung der Kajen, die Verbesserung der Straßenanbindungen sowie der konsequente Ausbau der Landstromversorgung. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte Bremen und Bremerhaven langfristig zu sichern und zugleich den ökologischen Wandel der Hafenwirtschaft aktiv voranzutreiben.
„Die Hinterlandanbindung ist das Rückgrat unserer Häfen“, betont Robert Howe, Geschäftsführer von bremenports. „Mit den jetzt angestoßenen Projekten schaffen wir die Voraussetzungen, um den steigenden Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden, Versorgungs- und Lieferketten zu sichern und zugleich den Anteil des klimafreundlichen Schienentransports noch weiter zu erhöhen.“
Schiene: Ausbau für mehr Kapazität und Verlässlichkeit
Bremerhaven gilt seit jeher als Eisenbahnhafen. Diesen Vorsprung wollen die bremischen Häfen weiter vergrößern:
- Ausbau des Hafenbahnhofs Speckenbüttel: Ab 2026 wird hier die Gleisinfrastruktur modernisiert und erweitert. Die Zahl der Vorstellgleise steigt von 16 auf 23, zudem wird ein elektronisches Stellwerk integriert, das auf das digitale Hafenbahn-Betriebssystem Prinos aufsetzt. Ziel ist die Steigerung von Effizienz und Umschlagleistung im kombinierten Verkehr. Investition: 56 Mio. Euro.
- Neue KV-Anlagen: Auf dem Eurogate-Terminal ging im Juli eine erste hochmoderne Anlage in Betrieb, ausgestattet mit sechs Gleisen à 740 Metern Länge und ferngesteuerten Krananlagen. Eine zweite Anlage soll in Kürze folgen – ein deutlicher Kapazitätssprung für den Bahncontainerumschlag.
- Generalsanierung des DB-Netzes: Die Deutsche Bahn startet ab 2026 eine grundlegende Erneuerung ihrer Hauptstrecken. Auch die Verbindung Bremen–Bremerhaven wird bis 2027 umfassend saniert, um sie leistungsfähiger und zuverlässiger zu machen.
Claus Hansen, der als Repräsentant der bremischen Häfen für Österreich am Donnerstag zum Logistics Talk nach Wien lädt, unterstreicht die Bedeutung, dieser Maßnahmen insbesondere für die Alpenrepublik: „Österreich ist traditionell ein fester und guter Partner der bremischen Häfen und wickelt schon einen großen Teil seines Außenhandels über Bremerhaven ab – insbesondere über die Schiene. Der Ausbau der Bahnverbindungen schafft dabei zusätzliche Verlässlichkeit, wird zu deutlichen Verbesserungen führen und stärkt diese enge Partnerschaft.“
Dennoch stellen insbesondere die anstehenden Baumaßnahmen der DB auch eine Herausforderung für die Häfen dar: „Ja, es wird während der Bauarbeiten auch Einschränkungen geben – insbesondere durch Sperrungen im Bahnverkehr, das muss man klar benennen“, berichtet Howe. „Aber wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und den Terminalbetreibern, um die Auswirkungen so gering wie möglich, und die Kunden der Häfen konstant auf dem Laufenden zu halten, um Verzögerungen zu verhindern. Am Ende aber – darin sind wir uns sicher – werden wir alle gemeinsam profitieren - von einer deutlich stärkeren, zukunftsfähigen Infrastruktur.“ Zudem werden parallel weitere Verbesserungen der trimodalen Anbindung der bremischen Häfen die Effizienz steigern:
Wasser: Investitionen für die nächste Dekade
Wasserseitig stehen große Projekte an:
- Neubau der Containerkaje CT1–3a: Rund 3.000 Meter Kaje werden ab 2026 modernisiert und verstärkt. Damit werden sowohl die Tragfähigkeit als auch die Eignung für die Abfertigung modernster Großcontainerschiffe gesichert und gestärkt. Parallel investieren die Terminalbetreiber einen Betrag, der an eine Milliarde Euro heranreicht, in neue Kräne und automatisierte Umschlagprozesse. Gesamtkosten allein für den Kajen-Neubau: ca. 770 Mio. Euro.
- Vertiefung der Außenweser: Um die Erreichbarkeit für alle gegenwärtigen und wachsenden Schiffstypen sicherzustellen, schafft der Bund derzeit die planerischen Voraussetzungen für eine Anpassung der Fahrrinne. Mit dem Beginn der Umsetzung wird 2026 gerechnet.
Straße: Verbesserte Erschließung im Überseehafen
Auch im Straßenverkehr sind Modernisierungen vorgesehen:
- Auf Basis einer aktuellen Verkehrsflussanalyse soll das Straßennetz im Überseehafen in Bremerhaven erweitert werden. Dort soll eine redundante Streckenführung geschaffen werden, die auch zu Spitzenzeiten einen störungs- und verzögerungsfreien Verkehr sicherstellt.
- Durch den Ersatz einer havarierten Drehbrücke soll die Columbusinsel, die sich in Bremerhaven mit mehr als 300.000 abgefertigten Passagieren jährlich zum Hotspot in Sachen Kreuzfahrtschifffahrt entwickelt hat, leistungsfähig angebunden werden.
Gesamtkosten für beide Vorhaben: rund 185 Mio. Euro.
Nachhaltigkeit: Vorreiter bei Landstrom
Parallel treiben die bremischen Häfen ihre ökologische Transformation voran:
- Im Oktober geht im Nordhafen Europas erste Landstromanlage für Autotransporter in Betrieb – damit gehen die bremischen Häfen über Anforderungen der EU, die Landstrom „nur“ für Container- und Kreuzfahrtschiffe vorsehen, hinaus.
- Anschließend gehen rund um den Jahreswechsel die ersten drei Landstromanlagen auf der Containerkaje sowie zur Kreuzfahrtsaison eine weiter auf der Columbuskaje in Betrieb.
- Insgesamt investiert Bremen in der ersten Ausbaustufe 52 Mio. Euro, bis Ende der Dekade sollen 10 weitere Landstromanlagen an der Containerkaje sowie 2 weitere an der Kreuzfahrtkaje hinzukommen.
LOGISTICS TALK in Wien: Die geplanten Investitionen und ihre Bedeutung für den europäischen Logistikstandort sind auch Thema beim nächsten LOGISTICS TALK am Donnerstag, 18. September 2025, in Wien. Beginn ist um 18:00 Uhr in der Eventlocation JUWEL (Einlass ab 17:30 Uhr). Pressevertreter können sich unter [email protected] akkreditieren.