Seit dem Frühjahr sind die Arbeiten am Mittleren Seedeich in Bremerhaven in vollem Gange: Dort wird noch bis Ende 2025 der letzte, bislang noch nicht ertüchtigte Deichabschnitt in Bremerhaven ausgebaut. Insgesamt 1,4 Kilometer lang ist das Stück, das bislang noch fehlte – und seit Beginn der Bauarbeiten geht es gut voran: „Wir hatten uns eigentlich für dieses Jahr 700 Meter vorgenommen, konnten aber insgesamt sogar 900 Meter Deckwerk fertigstellen. Eine gute Bilanz für das erste Jahr“, berichtet Christian von Deetzen, der bei bremenports für Deichbau und Hochwasserschutz zuständig ist.
Hintergrund der Arbeiten ist eine Anpassung an die im Generalplan-Küstenschutz vorgesehenen Anforderungen. Ziel dabei: Die Außenneigung des Seedeichs wird flacher gestaltet, um die Kraft des darauf anprallenden Wassers besser abzufedern und die Belastung am Deich zu reduzieren. Zudem wird der Deckwerksfuß des Deiches mit Wasserbausteinen, die nun weiter in die Weser hineinragen, verstärkt. Durch die Gesamtmaßnahme wird sich die Weser sozusagen besser an den Deich anschmiegen.
Bevor ab April nächsten Jahres die übrigen, knapp 400 Meter angegangen werden, geht es für die Baustelle nun aber zunächst einmal in den Winterschlaf. Dazu sind angesichts der nahenden Sturmflutsaison umfangreiche Sicherungsmaßnahmen nötig: Die letzten Arbeiten dafür laufen bereits. „Gegenwärtig wird der Bereich hinter dem neuen Deckwerk mit einer großen Geotextilmatte geschützt, die wiederum von gut 1.000 BigBags – also großen Sandsäcken – beschwert wird, damit der Deich für die Sturmflutsaison 23/24 optimal geschützt ist“, erklärt von Deetzen.
Ist das „Zudecken“ abgeschlossen, wird auch die Baustellenzufahrt – das „Loch im Deich“, durch das die Baufahrzeuge von der Straße Am Seedeich an die Weser kommen – für die Wintersaison wieder verschlossen: Dazu werden ebenfalls BigBags verwendet – aufgestapelt auf eine Höhe von insgesamt 3 Metern bis zum Niveau der Deichkrone. „Die Sandsäcke fungieren an dieser Stelle sozusagen als Sicherheit der Sicherheit – denn eigentlich liegt selbst der asphaltierte Baustellen-Überweg durch den Deich höher, als die bislang gemessenen Hochwasser“, so von Deetzen. Im April nächsten Jahres wird das „Loch“ dann wieder geöffnet, um die Arbeiten fortzusetzen. Wenn es weiter so gut läuft, wird die Gesamtmaßnahme wie geplant spätestens Ende 2025 abgeschlossen.
Einen kleinen Wehmutstropfen gibt es allerdings: Radfahren oder Spazierengehen wird auf dem Deichabschnitt leider auch über den Winter aufgrund des Gefahrenpotentials der Baustelle nicht möglich sein – wer dort entlang möchte, muss weiterhin auf die öffentlichen Fußwege oder die Straße Am Seedeich ausweichen.
Wenn letztlich alles fertig ist, wird für die knapp neun Millionen Euro teure Anpassung des Deiches (70 % davon trägt der Bund, 30 % das Land Bremen) einiges an Material verbaut worden sein.
Insgesamt werden für die Herstellung in etwa
- 43.000 m³ zusätzlicher Klei eingebaut
- 20.000m³ Wasserbausteine eingebaut. Davon werden ca. 19.000m² mit einer Suspension aus Zementmörtel verklammert – also übergossen und miteinander verbunden – um die Lage zu sichern
- 11.500m² Deckwerksteine zur Wellenüberschlagsicherung verlegt
- 3.600m² Deckwerksteine für den Bau des Treibselräumweges verlegt
- 36.000m² Vliesstoff zur Sicherung des Bodens verbaut und
- 4.200m² Asphalt für den neuen Deichkronenweg eingebaut