Bremisches Digitalisierungsprojekt sorgt für Aufmerksamkeit

Viel Betrieb an der Stromkaje. Es sind gleich mehrere Riesenschiffe, die an diesem Mittwoch die Wellenkammer abschnittsweise verdunkeln. Die Nordseezeitung ist auf der Suche nach dem SAMS und vermutet es (zu Recht) in den Katakomben unter den Ladekränen. Peter Kara und Christoph Haase helfen gerne beim Finden. So ca. 2,5 Fahrkilometer vom nördlichen Eingang der Kammer entfernt, hängt SAMS unter der Decke. An einem Liegeplatz des CT ist das SchiffsAnlegeMesseSystem bereits installiert. Es sind kleine Metallbehältnisse, ähnlich einer Raviolidose und vollgestopft mit Messelektronik.

In der Wellenkammer ist das SchiffsAnlegeMesseSystem (SAMS) installiert

Bereits vor 11 Jahren hat Peter Kara mit Kollegen ein erstes Messsystem in der Wellenkammer installiert. Und bei Auswertung der Ergebnisse reifte die Überzeugung: Es lohnt sich, die Stromkaje insgesamt mit SAMS auszustatten. Denn Kajenanlagen sind während des Anlegemanövers besonderen Kräften ausgesetzt. Die Folgen sind Verschleiß der Fender und Kajen oder auch Beschädigungen durch Fehlentscheidungen beim Anlegemanöver eines Schiffes. Abhilfe schaffen soll das digitale Testfeld mit insgesamt 57 Sensoren im Bereich der Containerterminals an der Stromkaje. Die installierten Sensoren können den Abstand eines anlegenden Schiffes zur Kaje messen. Aus den jeweiligen Abstandsmessungen lassen sich die Anlegegeschwindigkeit sowie der Anlegewinkel berechnen. Zusätzlich kann die Energieaufnahme der Fenderkonstruktion, die die Kaje schützt, messtechnisch erfasst werden. Abgerundet werden die erfassten Daten der georeferenzierten Sensoren durch ihre Zuordnung zu dem jeweiligen Schiff. Und die Daten können Grundlage dafür werden, dass Innovationen wie automatisiertes beziehungsweise autonomes Fahren auf dem Wasser umgesetzt und erprobt werden können.

Elektroingenieur Peter Kara aus dem Profil
Peter Kara liest die Daten der Sensoren auf dem digitalen Testfeld ab
Die Wellenkammer aus Bremerhaven
Wellenkammer in Bremerhaven mit Schiff im Hintergrund
Stahlkonstruktion an der Spundwand in der Wellenkammer

Die Idee hat sogar in Berlin überzeugt. Und zwar so, dass Volker Wissing als Minister für Digitales und Verkehr eigens nach Bremerhaven gekommen ist, um Hafensenatorin Dr. Claudia Schilling den Förderbescheid als symbolischen Scheck zu überreichen. Der Bund unterstützt die Umsetzung der guten Idee mit 1,2 Millionen Euro aus einem Programm zur Hafendigitalisierung. 300.000 Euro werden aus dem Bremischen Hafenhaushalt beigesteuert.

Volker Wissing, der Minister für Digitales und Verkehr, überreicht Hafensenatorin Dr. Claudia Schilling einen symbolischen Scheck. Neben Frau Schilling steht Robert Howe, Geschäftsführer von bremenports.

Die Daten des SAMS sollen den Lotsen und Schiffsbesatzungen zukünftig als Live-Daten zur Verfügung stehen, um beim Anlegevorgang zu unterstützen. Darüber hinaus werden alle Messwerte und Daten dauerhaft in ein Datenbanksystem zur Erhöhung der Ausfall-, Funktions- und Betriebssicherheit geschrieben und archiviert. Diese im Projekt SAMS automatische Erkennung von Ereignissen ist ein wichtiger Meilenstein für die weitere Automatisierung der Terminals und Digitalisierung der Kajeninfrastruktur.

Zugleich sind solche innovativen Digitalprojekte Aushängeschilder für die Bremischen Häfen. Auch nach der Veranstaltung mit der Politprominenz hält das Medieninteresse an. Das Fachblatt der deutschen Ingenieure ist ebenso interessiert, wie holländische Fachmedien. Und die Nordseezeitung konnte bei ihrem Besuch geheime Hafenwelten entdecken. Denn hinter den dicken Betonmauern der Wellenkammer befinden sich Räume, ausgestattet mit Elektronikschränken, an denen komplexe Anlegemanöver der Containerriesen in Form von schlichten Balkendiagrammen dokumentiert sind.   

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