Am Mittwochvormittag ist es auffällig ruhig in der Lehrwerkstatt in der Brückenstraße. Einige der 18 Auszubildenden sind im Urlaub, die meisten arbeiten seit den frühen Morgenstunden außerhalb der Werkstatt. Drei Auszubildende stehen um die zentral angeordnete Werkbank und arbeiten an einem Brückenmodell. Sie tragen Sicherheitsschuhe und blaue Arbeitshosen. Konzentrierte Blicke auf die Werkstücke. Jörn Döscher, 28 Jahre alt, nickt zufrieden. Er steht in seinem Büro, vor ihm gibt eine längliche Glasscheibe den Blick auf die Ausbildungswerkstatt frei. Jörn Döscher ist der gewerbliche Ausbilder in der Lehrwerkstatt, in der Auszubildende aus drei Berufen den Großteil ihrer praktischen Ausbildungszeit verbringen. Hier lernen Azubis mit dem Berufsziel Industriemechaniker Fachrichtung Instandhaltung und Zerspanungsmechaniker für Drehmaschinensysteme. Auszubildende mit dem Berufsziel Elektroniker für Betriebstechnik verbringen ebenso die ersten Monate der Ausbildung in der Ausbildungswerkstatt.
Eine attraktive Ausbildung
Jörn Döschers Aufgaben gehen über die Vermittlung der Lerninhalte hinaus, er kümmert sich beispielsweise um Hilfestellungen zum besseren Lernen und unterstützt die Auszubildenden im Einzelfall auch mal bei privaten Problemen. Ihm ist es wichtig, die jungen Menschen zu motivieren. „Die Ausbildung soll auch Spaß machen“, sagt er. Dazu gehört ein entsprechendes Arbeitsklima. „Hier haben wir fast immer gute Laune“, sagt er. Jeder habe mal einen schlechten Tag. Das sei ja normal. Bei bremenports zu arbeiten sei sehr attraktiv. „Man kann sich sehr gut weiterbilden und die Kolleg*innen sind alle nett.“
„In der Ausbildung lernt man auch sich selbst besser kennen“, sagt Döscher. Er muss es wissen. Letztes Jahr hatte er 10-jähriges Dienstjubiläum, wenn man seine Lehrzeit mitzählt. Er hat selbst damals die Ausbildung bei bremenports absolviert und als Vertreter des damaligen Ausbilders entdeckt, dass er jungen Menschen gerne etwas beibringt. „Mir hat es damals schon in den Fingern gejuckt.“ Heute kann er daran anknüpfen.
Für die 18 gewerblichen Auszubildenden befinden sich in der Ausbildungswerkstatt zwei Bohrmaschinen, eine Drehbank und eine Fräsmaschine. Für die Zukunft sei es wichtig, modern zu bleiben, findet Döscher. „Wir bilden über Bedarf aus. Und wir wollen den Azubis moderne Technik bieten, die später in der realen Arbeitswelt eingesetzt wird. Eine moderne Drehbank zum Beispiel. Wir arbeiten daran mit digitalen Profilen, die wir individuell auf den Auszubildenden einstellen können.“ Mit entsprechendem Lernfortschritt werden den Azubis dann immer mehr Rechte und Funktionen freigegeben. Zum Beispiel Unterstützungsfunktionen oder höhere Drehzahlen an der Drehbank.“
Jörn Döscher Leiter der Ausbildungswerkstatt von bremenports spricht über die Ausbildung und seine eigenen Erfahrungen.
In der Brückenstraße 15, auf dem Gelände des Bauhofs der Firma bremenports, befindet sich u.a. die Ausbildungswerkstatt. Dort ist Jörn Döscher seit zwei Jahren Ausbildungsleiter. Auf mehreren weißen Eckregalen in seinem Büro stehen diverse Ablagefächer, in denen die Aufgaben für die Azubis warten. Davor stehen noch sein Schreibtisch und ein separater Besprechungstisch mit Stühlen. Durch die große Scheibe an der Längsseite des Raumes hat der 28-Jährige Döscher allzeit einen guten Blick auf die drei Auszubildenden, die gerade in der Werkstatt nebenan arbeiten. Die Idee mit dem Fenster war eine von Jörn Döscher, die bei der Neugestaltung der Lehrwerkstatt dann auch umgesetzt wurde.
Jetzt bist Du der Ausbilder. Aber Du warst auch mal Azubi und hast hier Industriemechaniker gelernt. Wie hat es bei bremenports damals für Dich angefangen?
Ich hatte gerade meinen Ausbildungsvertrag unterschrieben, da hab ich mir das Knie beim Fußball verletzt (grinst.). Das war ärgerlich, aber zum Glück kein großes Problem. Als es dann losging, haben mich natürlich besonders die Maschinen und die Technik fasziniert. Und, dass man die alltäglichen Dinge in der Welt neu entdecken kann.
Wie meinst Du das?
So eine Schleuse zum Beispiel. Da fährt man im Alltag ganz selbstverständlich drüber, aber wie die Dinge technisch funktionieren, weiß man in der Regel nicht. Zum Beispiel, dass ein Schleusentor auf einem Unterwagen läuft, wie es angetrieben wird und wie der Wasserstand ausgeglichen wird, ist von Schleuse zu Schleuse oft unterschiedlich. Das kann man hier lernen und findet es ansonsten nicht so oft. Welcher Ausbildungsbetrieb hat schon eine oder mehrere Schleusen?
Und wie kam das mit dem Ausbilden?
Der Gedanke, jüngeren Menschen etwas beizubringen, hat mir damals schon gefallen. Als es in der Werkstatt noch den vorigen Ausbildungsleiter gab, habe ich diesen damals schon vertreten und habe schnell gemerkt, dass es mir viel Spaß macht. Und nun bin ich hier der Ausbildungsleiter und konnte sogar die neue Lehrwerkstatt mit einrichten.
Beginn der Planung und des Umbaus der neuen Lehrwerkstatt war Ende 2020. Die ersten Auszubildenden wurden dann 2021 mit Beginn ihrer Ausbildung schon in der neuen Lehrwerkstatt ausgebildet.
Richtig. Vorher waren alle Auszubildenden in der großen Halle mit untergebracht. Ich weiß selbst noch wie es in meiner Ausbildung war. Da war es zum Teil sehr, sehr laut. Wenn dann beispielsweise mit drei Brennern ein verklemmtes Teil heiß gemacht wurde, war es vorbei mit der Konzentration. Und man fühlte sich als Azubi durchgehend beobachtet. Da arbeiten ja alle erfahrenen Kollegen in unmittelbarer Nähe. Hier ist es geschützter und man kann sich viel besser konzentrieren.
Gab es Vorbilder?
Ja. Das Wasser- und Schifffahrtsamt in Bremerhaven hat auch eine Ausbildungswerkstatt mit einem langen Fenster, durch das man die Azubis immer im Blick hat. Das habe ich mir dort abgeschaut. Wir müssen modern bleiben. Wir bilden über Bedarf aus. Und das mit der entsprechenden Technik, die man im späteren Berufsleben tatsächlich immer wieder braucht.
Was hat sich in der Ausbildung noch verändert?
Wir wollen die Eigenständigkeit der Azubis zukünftig noch stärker fördern. Bei uns bekommen sie nach einiger Zeit ganz eigene Projekte, wie z. B. das Funktionsmodell einer Klappbrücke. Wir wollen außerdem immer auf dem Stand der modernen Technik sein und kümmern uns somit auch regelmäßig um neue Maschinen für die Ausbildungswerkstatt.
Was macht denn einen guten Ausbilder aus?
Für die Azubis geht es ja darum, etwas zu lernen und Spaß an der Arbeit zu haben. Dafür muss man manchmal streng, aber oft einfach geduldig sein. Und man muss gucken wie die Leute im Einzelnen ticken. Nicht alle sind gleich! Ich selbst lerne zum Beispiel am besten durch das Zuschauen und Ausprobieren. In Mathe habe ich mir sehr viel selbst beigebracht. Da hab ich in der Meisterschule auch dem Lehrer mal einen neuen Rechenweg zeigen können, den er noch nicht kannte (lacht).
Wie wichtig ist Geduld?
Sehr wichtig. Ich denke es ist außerdem wichtig, die Auszubildenden ihre Probleme selbst lösen zu lassen. Man darf ihnen nicht alles vorkauen; muss sie einfach mal machen lassen. Vieles ist individuell. Je nach Lernfortschritt wird zum Beispiel die Drehbank auf den jeweiligen Auszubildenden eingestellt, so dass er nach und nach mehr Assistenzfunktionen bekommt oder mit höheren Drehzahlen arbeiten kann.
Was ist am schwierigsten zu vermitteln?
Dass das Feilen eine durchaus wichtige Fähigkeit ist. (lacht) Das Feilen ist allen erstmal lästig. Im späteren Arbeitsleben merkt man aber schnell wie wichtig es tatsächlich ist. Bei mir war es ja nicht anders. Später habe ich aber gemerkt, dass das Feilen per Hand oft günstiger, schneller und bequemer ist, wenn man auswärts irgendwo vor Ort arbeitet, als wenn man zurück in die Werkstatt fährt, die Fräse anwirft und wieder zur Baustelle fährt.
Danke für den Einblick, Jörn.
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