Hartwig Weidt über Chancen und Aufgaben in der Region NRW

Herr Weidt, Warum ist gerade Nordrhein-Westfalen ein wichtiger Markt für die Bremischen Häfen?

Nordrhein-Westfalen ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von 705 Milliarden Euro das wirtschaftlich stärkste Bundesland der Bundesrepublik. Gemessen an der Wirtschaftsleistung liegt es im internationalen Vergleich damit vor der Schweiz, Schweden, Polen und Belgien.

In meiner Heimatregion Südwestfalen gibt es alleine 166 Weltmarktführer. Keine Region in Deutschland weist eine derartige Dichte an exportorientierten Hidden Champions auf. Bei uns insbesondere im Maschinenbau, in der Metall- und Kunststoffverarbeitung und als Zulieferer für die Automobilindustrie. Auch das zusätzlich starke 3-Ländereck NRW-Hessen-Rheinland-Pfalz ist hoch interessant.
Und die geografische Nähe zu Bremen und Bremerhaven spielt natürlich auch logistisch eine entscheidende Rolle, weil zu dieser hochleistungsfähigen Wirtschaft auch infrastrukturell hervorragende Rahmenbedingungen gehören.

Wie werden die bremischen Häfen vor Ort wahrgenommen? Welche Chancen sehen Sie für die Zukunft?

Die Bremischen Häfen werden leider in NRW viel zu wenig wahrgenommen. Angeben passt halt nicht zum Bremer Selbstverständnis. Das macht sie mir aber auch sehr sympathisch. Mit ihrer extremen Innovationskraft und einer Ausrichtung zu hervorragender Nachhaltigkeit sind sie die produktivsten Häfen in Europa.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass den Kunden hier mit exzellenten Dienstleistern viel Geld, Zeit, Transporte und Arbeit erspart und manche Projekte überhaupt erst durch innovative und außergewöhnliche Schiffsrouten realisiert werden können.
Vor diesem Hintergrund sehe ich für die Bremischen Häfen, eine wirklich sehr gute und überaus positive Zukunft.

Welche Möglichkeiten bieten Sie der bremischen Hafenwirtschaft, deren Aktivitäten vor Ort zu unterstützen?

Logistik verändert sich stetig und damit auch die Anforderungen. Ich bin durch unseren Familienbetrieb praktisch in der Transport- und Logistikbranche aufgewachsen. Später war ich dort geschäftsführender Gesellschafter und  als Berater bzw. Interimsmanager in unterschiedlichen Branchen wie der Windkraftindustrie tätig. Die ehrenamtliche Tätigkeit in Verbänden und Kammern war für mich dabei immer selbstverständlich.

Durch diese Verbindungen möchte ich bei viele Gelegenheiten immer wieder die Leistungsfähigkeit, die Innovationskraft und die schnelle Umsetzung auch von außergewöhnlichen Lösungen vonseiten des Hafenmanagements und der ansässigen Firmen herausstellen; aber natürlich auch Augen und Ohren offenhalten, um wichtige Veränderungen, Probleme und Forderungen in meinem Repräsentanzgebiet zu erkennen, aufzunehmen und weiterzuleiten.

Wie beschreiben Sie allgemein ihre derzeitige berufliche Aufgabe? Warum und wie sind Sie Repräsentant der bremischen Häfen geworden?

Ich bin seit 2002 mit der WEIDT CONSULT freiberuflicher Unternehmensberater. Die bremischen Häfen waren für mich beruflich als auch privat schon immer eine wichtige Region. Daher habe ich mich auch immer gewundert, dass sich die bremischen Häfen trotz ihrer Leistungsfähigkeit nicht öfter und deutlicher darstellen. Die Bremer geben halt nicht gerne an, das weiß ich mittlerweile. Das macht sie zwar sehr sympathisch, hilft aber nicht immer weiter.

Initialzündung zum Repräsentanten war dann die Vorstellung eines großen europäischen Hafens bei unserer heimischen IHK. Da ich seit Jahren oder besser seit Jahrzehnten keinen Vertreter der bremischen Häfen bei einer solchen Veranstaltung erlebt hatte, fragte ich in Bremen nach einem entsprechenden Kontakt. Mit bremenports-Marketingleiter Michael Skiba wurde mir damals genau der richtige Ansprechpartner genannt. Beim ersten Treffen hat es sofort gepasst, zumal bremenports zum damaligen Zeitpunkt die Repräsentanzen ausbauen wollte und so ergab sich schnell eine neue, spannende Zusammenarbeit für mich.

Mittlerweile ist dies fast zu einem Herzensprojekt geworden. Ich betreue als Repräsentant die Regionen NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Hierbei sind meine Hauptaufgaben Vorträge, Gespräche mit den Verantwortlichen in den Unternehmen, Institutionen und der Politik. Und ich stelle immer wieder fest, es gibt über die bremischen Häfen so viel zu berichten. Dies führt dann auch immer zu einem interessanten Austausch für beide Seiten. Ganz besonders freuen mich aber immer die positiv überraschten Reaktionen über die Möglichkeiten und die Leistungsfähigkeit des viertgrößten Hafens in Europa. Genau in diesem Moment merke ich, dass es wichtig und gut ist, was ich in meiner Funktion als Repräsentant West seit 2019 mache.

Wofür steht ihre Region und wie würden Sie diese beschreiben? Welche industriellen und logistischen Schwerpunkte gibt es Vorort? Und welche regionalen Gepflogenheiten sind zu beachten?

Meine Heimatregion in NRW ist geprägt von vielen mittelständischen und traditionsreichen Betrieben mit einem hohen Exportanteil. Sie ist eine der stärksten Wirtschaftsregionen in Deutschland. Automotive, die Elektroindustrie und der Metall- und Maschinenbau setzen hier besondere Schwerpunkte. Auch logistisch ist unsere Region sehr gut aufgestellt. Sie liegt zentral und verkehrsgünstig an wichtigen Magistralen. Gleichzeitig ist der Kreis Siegen-Wittgenstein mit 70 % der waldreichste Landkreis Deutschlands. Da ich zudem im Dreiländereck NRW, HE und RP wohne, kenne ich natürlich auch die Leistungsfähigkeit der interessanten Nachbargebiete sehr gut. Als regionale Gepflogenheit darf sicher die hohe Lieferanten- und Kundentreue genannt werden. Das kann ein großer Vorteil, aber hin und wieder auch ein Nachteil bei der Akquise sein.

Welche Beziehung hat Ihre Region zu den bremischen Häfen und was verbinden Sie persönlich mit den Häfen in Bremen und Bremerhaven?

Hochindustrialisierte und exportstarke Regionen sind immer auf gut funktionierende Universalhäfen angewiesen. Somit hatte ich in meinem Leben privat und beruflich irgendwie immer wieder mit Bremen zu tun. Als Kind las ich schon in den Dispoplänen unseres Unternehmens jeden Tag mindestens einmal das Wort Bremen. Selbst wenn wir in Urlaub fuhren, hat mein Vater fast jedes Mal in Höhe Bremen den Blinker gesetzt, um schnell noch eben einen Geschäftspartner zu besuchen. Später habe ich das übrigens ähnlich gemacht. Es war eine unserer Hauptrelationen.

Als Geschäftsführer der Logistik GmbH, eines weltweit tätigen Windkraftanlagenherstellers, wurde Bremen aufgrund seiner hohen Leistungsfähigkeit unser Hauptabgangshafen für die vorwiegend komplett gecharterten Schiffe. Das insbesondere auch deshalb, weil wir hier hervorragend Firmen und Partner gefunden haben, die uns kompetent, erfahren, hilfsbereit und freundlich, individuell, schnell und zupackend viele Probleme aus dem Weg geräumt haben. Denn insbesondere im internationalen Projektgeschäft braucht man einen sehr gut funktionierenden Hafen mit guten Unternehmen. Gescheitert wäre diese Beziehung fast einmal an der wirklich schwierigen Situation im Zeitraum 2010 bis 2012 bei den Schwertransporten in die Häfen. Wir wollten aber diese gute Verbindung nicht einfach aufgeben. Durch die seit 2012 von mir mitinitiierte Gesprächsrunde GST mit der Beteiligung der Spitzen aus Senat, Polizei, Verwaltung und Unternehmerkollegen zur Optimierung der Schwerlastverkehre in die bremischen Häfen, konnte diese unmögliche Situation aber sehr effizient und nachhaltig geändert werden. Es ist das enorme Engagement und das sehr gute Gesprächsklima zwischen allen Beteiligten und der gemeinsame Wille, dies schnellstmöglich zu verbessern, der mich bis heute fasziniert. Daher betrachte ich dieses Forum mittlerweile als Vorbild für Gespräche mit Verwaltungen. Er besteht und arbeitet übrigens bis heute.


Foto Hartwig Weidt

Hartwig Weidt ist bereits in einem traditionsreichen Speditions- und Logistikunternehmen aufgewachsen. Da lag es nah, dass er seine berufliche Karriere mit einem Studium zum Diplom-Betriebswirt startete.

Er war 18 Jahre Geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens WEIDT SPEDITION GMBH u. WEIDT-ISL GMBH mit ca. 150 Mitarbeitern. Zudem ist er Gründungsgesellschafter eines der ersten Stückgutnetzwerke in Deutschland (CTL). 2002 wurde Hartwig Weidt dann selbst zum Inhaber der WEIDT CONSULT. Hier arbeitet er als freiberuflicher Unternehmensberater mit dem Schwerpunkte Logistik, Betriebswirtschaft, Unternehmernachfolge und Interimsmanagement. Aus einer Beratung heraus war er zusätzlich fünf Jahre Geschäftsführer der Logistik GmbH, eines international tätigen deutschen Windkraftherstellers inkl. der Baustellenlogistik.

Ehrenamtlich ist Hartwig Weidt in verschiedenen Ausschüssen der Landes- und Bundesorganisationen VVWL, BGL, BSK, der IHK und Sozialversicherungsträger tätig, war viele Jahre stellv. Aufsichtsratsvorsitzender der SVG Westfalen Lippe, Mitglied der Tarifkommission und ist bereits seit 1997 Handelsrichter am Landgericht in Siegen.

Hartwig Weidt ist 1958 in Siegen geboren, wohnt heute im Dreiländereck und hat einen Sohn. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Musiker unter anderem am Schlagzeug, beschäftigt sich mit IT oder fährt Motorrad.

Die bremischen Häfen in den Regionen

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