Christoph Kernen über die Positionierung der bremischen Häfen im Südwesten Deutschlands

Wie beschreiben Sie allgemein ihre derzeitige berufliche Aufgabe? Warum und wie sind Sie Repräsentant der bremischen Häfen geworden?

Ich bin sehr froh darüber nun wieder für die bremischen Häfen das tun zu können, was ich bereits in den Jahren von 1991 bis 2007 mit viel Freude und Engagement tun durfte: Verbindungen auf- und ausbauen zwischen der Wirtschaft im Südwesten und der Seehafenverkehrswirtschaft an den Standorten Bremen und Bremerhaven.

Wofür steht ihre Region und wie würden Sie diese beschreiben? Welche industriellen und logistischen Schwerpunkte gibt es Vorort? Und welche regionalen Gepflogenheiten sind zu beachten?

Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das westliche Bayern und die Schweiz haben ein großes wirtschaftliches Potenzial. Diese Regionen sind interessant für das Land Bremen sowohl im Bezug auf das Umschlagsvolumen, als auch auf die Produktionsstandorte. Schwerpunkte liegen hier in den Branchen Automobilbau, Maschinen- und Anlagenindustrie, Elektronik und in der Chemie.

Die bestehenden Handelsbeziehungen aus Bremen in diese Regionen sind eng und jahrzehntelang gepflegt. Darauf darf man sich jedoch nicht ausruhen, weil die Wettbewerbshäfen hier ebenfalls sehr aktiv sind. Im Vor- und Nachlauf sind die bremischen Häfen beispielsweise bei den Schienentransporten gut aufgestellt. Allerdings stellt die „Rheinschiene“ einen bedeutenden Wettbewerber dar, da sich hier die ARA-Häfen große Potenziale erschließen. Wir müssen also weiterhin am Ball bleiben, unsere Häfen stetig weiterentwickeln und im Wettbewerb positionieren.

Die Bevölkerung im Südwesten ist sehr bodenständig: Manchmal ist es etwas schwierig, sich Zugang zu ihnen zu verschaffen. Die Wirtschaft in Baden-Württemberg hat hohe Ansprüche an Qualität bei ihren Produkten und erwartet diese auch bei seinen Partnern. Diese Qualitätsansprüche können durch Bremen sehr gut erfüllt werden, wenn es gelingt, gleichzeitig eine vertrauensvolle und offene Partnerschaft aufzubauen. Dann kann man sich auf eine langandauernde, gute Partnerschaft freuen. Von daher sind die Mentalitäten denen der bremischen Bevölkerung in mancher Beziehung ähnlich. Wir kommen generell sehr gut miteinander aus!

Um sich in den Regionen Südwestdeutschland und der Schweiz besser zu vernetzen und weitere Potenziale zu erschließen, kann ich interessierten Unternehmen anbieten, sich beim Maritimen Gesprächskreis Stuttgart mit einem Fachvortrag aus ihrem Fachbereich zu präsentieren. Dieser Gesprächskreis wurde durch mich 1992 gegründet. Teilnehmer sind Mitarbeiter*innen aus der Überseespedition, Reederei und Transportunternehmen.

Welche Beziehung hat Ihre Region zu den bremischen Häfen und was verbinden Sie persönlich mit den Häfen in Bremen und Bremerhaven?

Ich hatte schon von Kindesbeinen auf ein besonderes Verhältnis zu Bremen. Ich mochte sehr die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten und war als Kind mit meinen Eltern und Geschwistern mehrmals in der Hansestadt zu Besuch. Während meiner Studienzeit an der DAV habe ich die Stadt und die Bevölkerung näher kennen gelernt und einige Freundschaften geschlossen. In meiner anschließenden Zeit in der interkontinentalen Spedition arbeitete ich besonders gerne mit meinen Kollegen und Partnern aus Bremen zusammen, weil sich dies als besonders reibungslos, erfolgreich und verlässlich herauskristallisiert hat. Natürlich waren danach die 16 Jahre bei der Bremischen Hafenvertretung in Stuttgart äußerst spannend. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen konnten wir hier viel für die guten Verbindungen zwischen unseren Wirtschaftsregionen in Nord und Süd erreichen. Diese Erfahrungen möchte ich keinesfalls missen und ich freue mich sehr, dass sich nun der Kreis wieder geschlossen hat und ich erneut für die bremischen Häfen in meinen Regionen Flagge zeigen kann.

Wie werden die bremischen Häfen vor Ort wahrgenommen? Welche Chancen sehen Sie für die Zukunft?

Aktuell ist die Wahrnehmung unserer Häfen in Baden-Württemberg nicht mehr so intensiv wie in der Vergangenheit. Durch die fehlende Marktbetreuung Bremens in den vergangenen Jahren sind die Häfen Hamburg und Rotterdam wesentlich präsenter. Mittelfristig kann hier aber wieder Boden gut gemacht werden, wenn durch eine aktivere Marktbetreuung auch die Wertschätzung Bremens für das Wirtschaftsgebiet im Südwestdeutschland gezeigt wird.

Welche Möglichkeiten bieten Sie der bremischen Hafenwirtschaft, deren Aktivitäten vor Ort zu unterstützen?

Ich werde meine Netzwerke und meine Person im Markt für den Standort Bremen einbringen. Durch Kontakte mit den IHK, meine Vorlesungen und Vorträge in der Erwachsenenbildung sowie  meine Aktivitäten beim BVL ist eine breite Basis für die Unterstützung der Seehafenverkehrswirtschaft vorhanden. Durch meine langjährige Erfahrung bei der Bremischen Hafenvertretung von 1991 bis 2007 sollte eine erfolgreiche Unterstützung für die Partner der Seehafenverkehrswirtschaft Bremens möglich sein.


Portrait Christoph Kernen

Christoph Kernen begann seine berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung zum Speditionskaufmann in Stuttgart. Nach sieben Jahren Berufstattätigkeit verschlug es ihn allerdings nach Bremen. Denn hier absolvierte er erfolgreich ein Studium zum Betriebswirt HWF an der DAV.

Wieder in der Heimat startete er mit mehreren Stationen in der Überseespedition und Reederei auf seinem Karriereweg richtig durch. Bremen blieb er dabei aus der Ferne immer treu und so war Kernen dann auch von 1991 bis 2007 Niederlassungsleiter der Bremischen Hafenvertretung in Stuttgart. Anschließend war er Niederlassungsleiter einer Containerreederei und 2010 machte sich Kernen als Logistik-Personalberater (A.C.-Filderstadt Logistik Personalberatung) selbstständig. Seit Oktober 2019 ist Kernen Repräsentant für Südwestdeutschland und die Schweiz.

Christoph Kernen ist im Februar 1953 in Reutlingen geboren und lebt heute mit seiner Frau in Filderstadt bei Stuttgart. Er hat drei erwachsene Kinder und ist stolzer Opa von vier Enkeln. Seine Freizeit verbringt er daher am liebsten mit seiner Familie. Zum Ausgleich geht er Radfahren, Wandern oder liest ein gutes Buch.

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