Es befinden sich dreizehn Stapler auf dem Gelände.

 In 25 Jahren viel bewegt 

Portrait Christoph Holtkemper.
Christoph Holtkemper, Geschäftsführer der Roland Umschlaggesellschaft, geht zum Jahresende in den Ruhestand. Foto: ROLAND Umschlagsgesellschaft GmbH

Christoph Holtkemper übergibt zum Jahresende die Geschäftsführung von Roland Umschlag

Als Geschäftsführer der Roland Umschlagsgesellschaft im GVZ Bremen hat Christoph Holtkemper sich gut 25 Jahre lang dafür eingesetzt, das Unternehmen solide aufzustellen und als qualitativ hochwertigen, schnellen Anbieter zu positionieren. Zum Jahresende übergibt er an seinen Nachfolger Hendrik Klar. 

1969 gegründet, war Roland Umschlag das erste private Kombi-Terminal in Deutschland. 1972 startete der operative Betrieb mit dem Umschlag der ersten Verladeeinheit zwischen Straße und Schiene. Holtkemper ist dort am 1. Juli 2000 als Geschäftsführer gestartet, seit 2002 ist er außerdem Gesellschafter.  

Begonnen hat er seine Karriere mit zwei parallelen Ausbildungen im elterlichen Betrieb, zum Speditionskaufmann und zum Kfz-Mechaniker. „1980 wollte ich dann mal etwas anderes sehen als Lkws und bin als Praktikant zu einer Reederei, wo ich danach fünf Jahre geblieben bin“, berichtet Holtkemper. Es folgte ein Studium an der DAV, dann zwölf Jahre als Niederlassungsleiter und Geschäftsführer der Tochtergesellschaft einer Bremer Spedition. „Dort hatte ich schon viel mit dem kombinierten Verkehr zu tun, weil wir beispielsweise für einen großen Kunden Kaffee von Bremen nach Berlin transportiert haben.“

Luftaufnahme des Geländes der Roland Umschlaggesellschaft im GVZ Bremen 1975
Das Gelände der Roland Umschlaggesellschaft im GVZ Bremen aus der Luft 1975. Foto: ROLAND Umschlagsgesellschaft GmbH
Luftaufnahme des Geländes der Roland Umschlaggesellschaft im GVZ Bremen
Das Gelände der Roland Umschlaggesellschaft im GVZ Bremen aus der Luft. Foto: ROLAND Umschlagsgesellschaft GmbH

Erfolgreich diversifiziert mit Bahntransporten

1999 wurde bei Roland Umschlag die Nachfolge des Geschäftsführers ausgeschrieben: „Da habe ich mich beworben und wurde genommen.“ Das Unternehmen war damals relativ klein und die wirtschaftliche Lage angespannt. „Ab 2001 haben wir schwarze Zahlen geschrieben – und von vier Millionen Euro Umsatz im Jahr 2000 sind wir jetzt bei rund 30 Millionen angekommen. Die werden seit etwa zehn Jahren vor allem von der Transportabteilung realisiert, die wir ins Leben gerufen haben“, sagt Holtkemper.

Kerngeschäfte waren der Umschlag im Bahnhof und von Leercontainern sowie deren Inspektion und Reparatur. „Das machen wir seit mehr als 50 Jahren und haben uns da, denke ich, viel Kompetenz aufgebaut. 2015 haben wir angefangen, kleine Bahnverkehre zu organisieren.“ Zunächst zwei halbe Züge pro Woche, dann zwei ganze – heute sind es 40 Ganzzüge in der Woche zwischen den deutschen Seehäfen und Bremen. „Als der Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven eröffnet wurde, am 21. September 2012, haben wir den ersten Zug von dort weggefahren“, erinnert sich Holtkemper.

Das Unternehmen hat sich eine gute Position in diesem Bereich erarbeitet und verbindet die drei Seehäfen mit Bremen als Gateway zum Hinterland. Um das optimal zu erschließen, kamen Zugverbindungen nach Dortmund, Bönen und Duisburg mit Anschluss an die Westhäfen hinzu. Außerdem gibt es tägliche Verkehre nach Stuttgart sowie drei Mal die Woche nach Hof. Auch Verona und Mailand sind mit Roland Umschlag zu erreichen. 

Auf der rechten Seite verlaufen die Gleise, während sich auf der linken Seite eine Containerfläche befindet, auf der ein Stapler im Einsatz ist.
Mit 40 Ganzzüge pro Woche verbindet Roland Umschlag Bremen mit den deutschen Seehäfen. Foto: ROLAND Umschlagsgesellschaft GmbH

Kontinuierliches Wachstum, verlässliche Arbeitsplätze

„Wenn ich die 25 Jahre Revue passieren lasse, sind wir eigentlich jährlich gewachsen“, so Holtkemper. „Wir haben es auch geschafft, die Mitarbeiterstruktur zu verändern. Als ich anfing, hatten wir einen Altersdurchschnitt von etwas über 50 Jahren und eine Betriebszugehörigkeit von etwas über 20 Jahren. Bis dahin hatte ich geglaubt, das gibt es nur in Behörden.“ Inzwischen ist der Altersdurchschnitt auf rund 37 Jahre gesunken, auch durch Ausbildung. Immerhin acht der zurzeit 68 Mitarbeitenden sind Auszubildende, rund 35 Prozent der Mitarbeiter sind ehemalige Azubis.

Es war immer sein Ziel, verlässliche Arbeitsplätze zu bieten. Wichtig ist dafür, dass die Kundschaft zufrieden ist. „Und dass sie uns als Partner sieht und nicht nur als Dienstleister“, sagt er. „Wir wollen eine hohe Qualität erreichen, darum machen wir der Belegschaft klar, dass es der Kunde ist, der das Gehalt bezahlt, nicht der Geschäftsführer.“ Auch die vom Kunden eingesetzten Dienstleister werden wie Kunden behandelt, beispielsweise die Lkw-Fahrer. „Diese Einstellung wollte ich in der DNA von Roland Umschlag verankern, und das ist mir, glaube ich, auch gelungen.“

Qualität und Schnelligkeit als USP

Außerdem hat Holtkemper Flexibilität in die Unternehmenskultur gebracht: „Es hat Zeiten gegeben, da wurde in den Häfen wegen mangelhafter Infrastruktur schleppend abgefertigt, so dass Züge auch außerhalb unserer Regelarbeitszeiten von 5 bis 21 Uhr angekommen sind.“  Die Mitarbeitenden gingen also für ein paar Stunden nach Hause und kehrten später zurück, um die notwendigen Arbeiten zu erledigen. Oder es sind mal Überstunden angefallen. „Das war eine Zeit lang eine Diskussion, heute weiß jeder, dass das wichtig ist“, so Holtkemper. Unterstützend hat er ein Prämiensystem eingeführt. So hat sich das Unternehmen unter seiner Führung den Ruf aufgebaut, blitzschnell und gut zu arbeiten. „Unser Ziel ist immer, jeden Zug so schnell wie möglich abzufertigen, damit er wieder auf die Reise gehen kann.“  

Vor allem angesichts des Wachstums der Transportleistung – auf inzwischen 200.000 TEU pro Jahr – wurden auf Initiative der Führungskräfte, darunter Holtkempers Nachfolger Hendrik Klar, einige Digitalisierungsprojekte angestoßen. „Die Arbeit mit Excel-Listen und Papier hat zwar noch funktioniert, wurde aber sehr aufwändig und fehleranfällig. Da sind wir heute viel besser aufgestellt und bieten mehr Qualität“, berichtet er. Dabei helfen auch direkte Datenschnittstellen zu den Kunden. „Dabei ging es uns immer darum, die Zusammenarbeit sicherer, sauberer und transparenter zu machen, nicht darum, Personal abzubauen.“ 

Für mehr Zusammenhalt und Teamgefühl gibt es heute Sommerfeste und Weihnachtsfeiern. „Wir wollen, dass sich die Mitarbeiter untereinander kennenlernen und austauschen.“ Das ist auch wichtig, um mit den Herausforderungen im Betriebsalltag gemeinsam bestmöglich umzugehen. Angesichts der 260.000 Quadratmeter Größe des Geländes kann es schon mal sein, dass man sich nur bei Betriebsfeiern sieht. Oder bei Betriebsversammlungen.

Es befinden sich mehrere Mitarbeiter von ROLAND Umschlagsgesellschaft GmbH im Freien. Auf dem Gelände befinden sich Sonnenschirme, Stehtische und Liegestühle. Auf der linken Seite befindet sich ein Container mit einer eingebauten Bar.
Betriebsfeiern wie das Sommerfest bieten heute den Mitarbeitenden Gelegenheit zum Networking. Foto: ROLAND Umschlagsgesellschaft GmbH
Auf einem Balkon befindet sich Christoph Holtkemper mit Hendrik Klar.
Christoph Holtkemper mit seinem Nachfolger Hendrik Klar, der zum Jahreswechsel die Geschäftsführung der Roland Umschlaggesellschaft übernimmt. Foto: ROLAND Umschlagsgesellschaft GmbH

Mehr als nur die Terrasse fegen

Christoph Holtkemper übergibt seinem Nachfolger Hendrik Klar (38 Jahre) ein kerngesundes Unternehmen, das gut aufgestellt ist. Er selbst wird sich nicht langweilen: „Ich werde bei Roland Umschlag weiterhin Aufgaben haben. Zum einen die Geschäftsführung des neu gegründeten RailGate-Terminals in Bremerhaven, das wir zusammen mit EUROGATE betreiben. Zum anderen arbeite ich weiterhin mit am Forschungsprojekt AUTOGVZ, für das wir uns erfolgreich beworben haben“, sagt er. Das Projekt befasst sich mit dem Einsatz eines autonomen Lkws im GVZ Bremen zwischen dem Packschuppen der BLG und dem Umschlagbahnhof, eine Strecke von rund zwei Kilometern.
 

 

Daneben behält er seine Ehrenämter bei, beispielsweise als Beiratsvorsitzender der GVZ Entwicklungsgesellschaft, als Schatzmeister und Präsidiumsmitglied der Bremischen Hafenvertretung oder als Vorstand der Bremerhavener Initiative Container. „So wird mir sicher nicht langweilig und ich kann meine Freizeit noch mit anderen Dingen verbringen, als nur die Terrasse zu fegen“, sagt Holtkemper mit einem Schmunzeln.