Aufnahme vom Containerterminal in Bremerhaven.

Arbeiten zwischen Stapler, Schiene, Lkws und Schiff 

Vom Briefing um halb sechs bis um 22 Uhr: Bei der Eurogate Container Freight Station (CFS) in Bremerhaven laufen Breakbulk, Projektladung und Zusatzservices im Takt zusammen – von Papierrollen und Getränken bis zu Komponenten für die Windenergie.

Die gesamte Bandbreite des Dienstleistungsportfolios der Eurogate CFS tatsächlich zu erschließen, benötigt etwas Zeit. Am besten beginnt der Besuch daher im Bürogebäude auf dem Containerterminal von Eurogate in Bremerhaven. Dort sind die zentralen Abteilungen wie Customer Service, Qualitätsmanagement, Pricing, Operations Management und die allgemeine Verwaltung der seit Jahresbeginn als eigenständige Gesellschaft firmierenden Eurogate-Tochter untergebracht. Von den derzeit insgesamt 115 Mitarbeitern sind rund 30 Prozent im Büro und 70 Prozent gewerblich tätig.

Operativ finden die Leistungen wie die Be- und Entladung von Containern sowie das Handling von Schwergut und Projektladung auf dem Containerterminal statt, wo neben einer Freilagerfläche von 100.000 Quadratmetern für die Lagerung und Zwischenlagerung auch 30.000 Quadratmeter überdachte Hallenfläche und drei mobile Zelte mit weiteren rund 5.000 Quadratmetern zur Verfügung stehen. Denn das Spektrum der Waren ist groß und reicht vom Umschlag von durchschnittlich rund 35.000 Container pro Jahr – der Großteil davon 40-Fuß-Boxen – bis zu Breakbulk und bei den Waren von Energy Drinks über Zellulose und Papierrollen und -ballen bis zu Teilen für Windkraftanlagen.

Tagesplanung vor Schichtbeginn

Konkret zeigt sich die Vielfalt dann am frühen Morgen, wenn die Vorarbeiter eine halbe Stunde vor Beginn der ersten von zwei Schichten im Büro eintreffen und den Tagesablauf mit den entsprechenden Gängen planen. „Wir kümmern uns hier um ganz unterschiedliche Ware“, berichtet Levent Karaduman, der hier nach Jobs in der Windkraftbranche 2016 als Praktikant anfing und – inklusive einer Weiterbildung zum Hanselogistiker für Lagerlogistik – nun seit zweieinhalb Jahren als einer von fünf Vorarbeitern tätig ist. „In unserem Briefingraum im ersten Stock besprechen wir ab halb sechs mit den Meistern, was am Tag wichtig ist, ob Kunden zu Besuch kommen und welche Schiffsankünfte geplant sind.“

Als Vorarbeiter ist er während seiner Schicht – bei CFS wechseln die Mitarbeiter zwischen der A-Schicht von 6 bis 14 und der B-Schicht von 14 bis 22 Uhr – immer da, wo er gerade gebraucht wird. Dazu fährt er mit dem Auto über das Terminal und zeigt uns seinen Arbeitsplatz, wo gerade ein Kollege im Reachstacker (Containerstapler) mit Teleskopausleger eine Schwergut-Kiste vom Tieflader hebt – unterstützt von zwei Einweisern. Einige 100 Meter weiter ist ein anderer Mitarbeiter dabei, an dem wettergeschützten Hallengleis – insgesamt stehen drei Gleise mit einer Länge von jeweils 420 Metern zur Verfügung – mit dem Gabelstapler große Papierrollen aus einem gedeckten Schiebewand-Güterwagen zu entladen. Dabei geht es gleichermaßen um den Im- wie den Export der Rohware zur Weiterverarbeitung und zum Verkauf in Europa. 

„Das ist neben unserem Umschlag von wöchentlich sechs Ganzzügen mit Getränken auf Paletten, die von Bremerhaven aus nach Japan, Neuseeland, Australien, Brasilien und Indien sowie nach Südafrika und in die USA verschifft werden, ein weiteres sehr wichtiges Standbein für uns, erläutert Timo Goldenbogen, der bei CFS für das Pricing verantwortlich ist.

Auf der Aufnahme hebt ein Reachstacker mit ausgefahrenem Teleskopausleger eine massive Schwergutkiste vom Tieflader.
Ein Reachstacker mit Teleskopausleger hebt eine Transportkiste von einem Tieflader. Foto: EUROGATE CFS
Große Papierrollen werden mit einem Gabelstapler aus einem Schiebewand-Güterwagen entladen.
Große Papierrollen werden mit einem Gabelstapler aus einem Schiebewand-Güterwagen entladen. Foto: EUROGATE CFS

Von Standardware bis Spezialladung

Eine weitere Sparte ist die Projektladung. „Pro Schicht werden bei uns im Schnitt rund 20 Lkws in kurzer Zeit abgefertigt. Zudem sind wir täglich bis 22 Uhr geöffnet – ein klarer Vorteil für unsere Kunden, weil die Fahrer ihre Lenkzeiten optimal nutzen können“, unterstreicht Karaduman.

Projektladung umfasst auch Windenergie-Komponenten. Hierfür kooperiert CFS mit den CTB-Spezialisten von Eurogate. Ein erfahrenes Team übernimmt unter anderem den Umbau der Rotorblatt-Transportträger. Im Zuge der Arbeiten, die sich in der Regel über eine Schicht erstrecken, werden zunächst die seegängigen Lager- und Sicherungsgestelle nach dem Lösen der Sea-Fastenings demontiert, dann durch straßentaugliche Halterungen ersetzt und für den Straßentransport gesichert – eine Arbeit die viel Sorgfalt, Fingerspitzengefühl und Expertise benötigt. Auch generell gilt: „Wir sind hier die zentrale Breakbulk-Annahmestelle für alle Containerterminals“, erläutert Goldenbogen.

Wie facettenreich das Tagesgeschäft ist, zeigt sich bei einem weiteren Team, das lose Kartons mit Getränkedosen aus einem beschädigten in einen heilen 40-Fuß-Container auf eine Palette umpackt – ein sogenannter Durchlader. Dabei zählt jede Hand, zum Glück unterstützt durch ein Rollband, das den Weg zwischen den Containern erleichtert und beschleunigt, wenn man den Kartons etwas Schwung gibt. Die Laune ist gut: Alle Mitarbeiter können im Trockenen arbeiten und diese Tätigkeit erlaubt auch mal einen Scherz zwischendurch. 

Mehr als nur Umschlag

Hinzu kommen sogenannte Value-Added-Services, also Zusatzdienstleistungen für alle Kunden. „Wir messen Container frei, beheben Verpackungsschäden, sichern Ware zusätzlich und arbeiten die Ladungssicherung nach“, erklärt Goldenbogen. Eine Besonderheit ist auch die Beschaffenheitsbeschau von Containern durch den Zoll: „Wenn der Zoll einen bestimmten Karton prüfen will, müssen wir einen Tunnel freischaufeln, um diesen herauszusuchen“, sagt Karaduman. Auch das ist eine sehr händische Arbeit, mit der an diesem Tag ein weiteres – gut gelauntes – Team beschäftigt ist. Darunter ist auch eine von derzeit sechs Frauen, deren Anteil an den gewerblichen Mitarbeitern zwischen fünf und zehn Prozent schwankt.

Ebenfalls zum Dienstleistungsportfolio zählt die Stauberatung. „Dazu schicken uns unsere Kunden die erforderlichen Informationen und Bilder und fragen nach dem erforderlichen Containerbedarf“, erläutert Goldenbogen. „Wir erarbeiten dann konkrete Vorschläge für eine sichere und bestmögliche Stauung der Ware.“

Am anspruchsvollsten ist aus Sicht von Karaduman das Handling von Flatracks mit einem Ladungsgewicht von bis zu 47 Tonnen. Besonders gern erinnert er sich an elf Meter lange Yachten: „Der ganze Ablauf mit den Reachstackern und den Yachten im Hängegurt sowie das langsame Anheben auf das Flatrack war beeindruckend“, so Karaduman. „Schließlich weiß man, dass die Yachten einen Wert von 500.000 bis zwei Millionen Euro haben.“ An seinem Job schätzt er besonders das Arbeitsklima, „und dass jeder Tag anders ist.“