Die Bremer Senatorin für Wissenschaft und Häfen und Senatorin für Justiz und Verfassung spricht über das neue Marketingkonzept und die Zukunftsherausforderungen, vor denen die bremischen Häfen stehen.
Frau Schilling, Sie haben bremenports mit dem Standortmarketing für die Häfen beauftragt. Wie beurteilen Sie die Neuaufstellung, die jetzt umgesetzt wird?
Häfen sind Orte dynamischen Geschehens, die sich fortwährend weiterentwickeln. Das gilt ebenso für deren Marketing. Die Zeiten ändern sich und deshalb muss kritisch geprüft werden, welche neuen Akzente zu setzen sind. Um herauszufinden, wie es um das Bild der bremischen Häfen bestellt ist, hat bremenports eine Studie beim Institut Markstone der Universität Bremen in Auftrag gegeben. Professor Christoph Burmann und sein Team haben innerhalb eines Jahres verschiedene Interviews geführt, zunächst mit Hafenexpertinnen und -experten und anschließend mit 300 Kundinnen und Kunden in Deutschland und im Ausland.
Wir haben nun ein ziemlich genaues Bild von den Stärken der bremischen Häfen und wir wissen, wo es Raum für Verbesserungen gibt. Die bremischen Häfen werden offenbar als zu zurückhaltend wahrgenommen, zu bescheiden, zu leise. Wir müssen also lauter und frecher werden - wie es auch das Marketingkonzept vorsieht. Wir müssen unsere Stärken offensiv zeigen. Wichtig ist uns aber, auch künftig der seriöse Partner für Kundenbeziehungen zu bleiben, der wir heute sind.
Die bremischen Häfen haben einen erkennbaren Markenkern. In der bereits erwähnten Studie wurde attestiert, dass es eine „Handschlagmentalität“ gibt. Das bedeutet: Wer mit den bremischen Häfen Geschäfte macht, der kann sich darauf verlassen. Die Akteurinnen und Akteure in Bremen und Bremerhaven arbeiten engagiert und mit Leidenschaft – sie brennen richtig für diese Häfen. Und genau das bildet eben den Markenkern der bremischen Häfen. Darauf setzt das neue Marketingkonzept wunderbar auf.
Im Mittelpunkt unserer Bemühungen muss der Standort stehen. Hier brauchen wir noch stärker als in der Vergangenheit die enge Vernetzung mit der Hafencommunity. Ich wünsche mir, dass wir noch intensiver in einen gemeinsamen Arbeitsprozess kommen. Wir müssen die Arbeit der bremischen Häfen transparent zeigen. Dazu gehört die Leidenschaft, mit der man in den bremischen Häfen zupackt, oder auch wie in den bremischen Häfen an Nachhaltigkeitsthemen gearbeitet wird.
…richtig. Hier sind wir auf die Akteurinnen und Akteure der Häfen angewiesen und darauf, dass sie sich einbringen. Ich bin sehr froh über den neuen Fachbeirat Hafen, der künftig das Marketing von bremenports unterstützen wird. Dort sind Marketingexpertinnen und -experten versammelt, die direkt ihre Ideen einbringen können. Das ist auch ein offener Club. Weitere Interessenten sind dort herzlich willkommen. bremenports hat mir berichtet, dass es eine ganz große Bereitschaft gibt und schon viele Gespräche im direkten Dialog geführt wurden. Davon haben letztlich alle etwas, so lässt sich gemeinsam das Beste erreichen.
Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle. Der Gedanke nachhaltigen Handelns berührt neben Umweltaspekten auch soziale Fragen und nicht zuletzt auch Wirtschaftlichkeitsüberlegen. Das ist ganz wichtig. Nur so können wir zum Beispiel ein gutes Arbeitsumfeld bieten und vernünftige Löhne zahlen. Unsere Häfen müssen wirtschaftlich tragfähig und konkurrenzfähig bleiben. Nur dann können sie einen Beitrag leisten, Klima und Umwelt zu entlasten. Diese Themen sind in den bremischen Häfen untrennbar verknüpft. Daher halte ich es für eine sehr gute Idee, im nächsten Jahr einen Nachhaltigkeitskongress zu veranstalten, auf dem alle Akteurinnen und Akteure zeigen, was in ihrem Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit geleistet wird.
Für die bremischen Häfen ergeben sich erhebliche Chancen. Stichwort: Klimawandel und Energiewende. Beim Thema Energie werden wir in den nächsten 10 bis 15 Jahren eine revolutionäre Entwicklung sehen und regenerative Energien in einem sehr viel stärkeren Maße ausbauen als je zuvor. Alle wissen, dass dies nicht ohne die Häfen geht. Sei es, um Offshore-Windenergieanlagen aufs Meer zu bekommen oder auch beim Zukunftsthema Wasserstoff, der möglicherweise in Island, Kanada oder Norwegen in riesigen Windparks produziert wird und dann nach Deutschland importiert werden muss. All dies wird die Häfen massiv herausfordern und wir sind dabei, für Bremen und Bremerhaven entsprechende Konzepte zu entwickeln. Wir stehen vor einem großen Wandel. Und die Häfen sind ein Teil davon.
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