Für das bremenports Magazin erzählt die 27-jährige Studentin über ihre Zeit bei bremenports, ihre Zukunftspläne und warum es sich für sie gelohnt hat, anfängliche Unsicherheiten zu überwinden.
Das bin ich schon aus meinem Studium gewöhnt. Ich finde diese Rolle gar nicht so verkehrt. Ich glaube ich habe selbst auch eine männliche Energie (lacht). Aber ich finde, es geht mehr darum, wo man mit seinen Fähigkeiten und seiner Persönlichkeit erfolgreich sein kann.
Naja, ich hatte vor allem Selbstzweifel. Als Studentin aus Nigeria mit schlechtem Deutsch wusste ich nicht, ob meine Fähigkeiten reichen würden und ich den Ansprüchen genüge und ob die Sprachbarriere zu hoch sein würde. Dann habe ich aber online bei bremenports den Satz gelesen „Weil Du hier als Mensch arbeiten kannst“. Ich habe mich gefragt, bist du ein Mensch? Dann kannst du es auch versuchen (lacht.).
Ja. Das hat es. Anfangs war es etwas überwältigend. Ich hatte erwartet, dass ich erst mal mit jemandem mitlaufe und so etwas lerne. Aber ich habe ziemlich schnell Eigenverantwortung übernommen und eine Art eigenes kleines Projekt bekommen. Dabei ging es um eine besondere Sonde, mit der wir den Flüssigschlick untersuchen konnten, welcher sich nach der Wasserinjektion mit Hol Blank am Hafengrund bildet, also um welche Partikel es sich handelt.
Je nach Partikel haben diese Stoffe andere Eigenschaften und können auch die Schiffsschrauben und möglicherweise auch die Bewegung der Schiffe beeinflussen. Das lässt sich nur steuern, wenn man weiß, wie. Mit der Bluedrop Sonde konnten wir dazu Daten erfassen. Ich konnte bei allen Schritten mit dabei sein. Von den Vorbereitungen über den Einsatz an Bord bis hin zur Datenauswertung hier im Sail City. Das war das Richtige für mich, denke ich. Ich arbeite gerne wissenschaftlich, aber vor allem auch praktisch. Und das war eine spannende Herausforderung.
Die Sonde kommt eigentlich aus der Landvermessung und sie wurde bislang noch kaum unter Wasser im Hafen eingesetzt. Die Sonde wurde von Dr. Nina Stark im Marum der Uni Bremen entwickelt. Und es gab zwei verschiedene Programme, um die Daten dafür auszuwerten. Dafür habe ich die Originalsoftware der Erfinderin der Sonde genutzt und zusätzlich die des Herstellers. Mit den beiden stand ich im regelmäßigen Austausch. Und natürlich auch mit meinem Professor. Der meinte nun, dass das als Projekt natürlich nicht in einem Praktikum abgehandelt ist. Das sei wohl eher ein Projekt für eine Masterarbeit.
Ich würde mich wirklich freuen. Ich habe hier mit den Kolleginnen und Kollegen wirklich tolle Menschen kennengelernt, die ihr Bestes gegeben und gemeinsam gute Lösungen gefunden haben. Das ist sehr produktiv. Ich fand es toll, dass ich hier Vorschläge machen konnte, die gehört wurden und mit denen sich alle dann auch auseinandergesetzt haben.
Es klingt wie ein Vorurteil, aber Pünktlichkeit gehört wohl dazu. Ich war in meinem Praktikum jeden Tag pünktlich. Das war in den ersten Monaten in Deutschland nicht selbstverständlich. Ich habe erst zum Sommersemester angefangen. Das war eine große Umstellung. Wenn ich in Nigeria einen Termin um 9 Uhr habe, bedeutet das, dass man um 9 Uhr von zu Hause losfährt. Das heißt, dass man sich mitunter vielleicht auch erst um 11 Uhr trifft. Das ist hier in Deutschland natürlich anders. Hier bedeutet ein Termin um 9 Uhr, 5 Minuten vorher da sein. Aber ich habe einen Trick: Ich habe meine Uhr vorgestellt. Das funktioniert.
Ja, mein Mentor aus Nigeria ist ein großes Vorbild: Kelechukwu Onwukamike. Er ist auch derjenige, der mich motiviert hat, überhaupt ins Ausland nach Deutschland zu gehen.
Sehen Sie. Ich komme aus Nigeria. Das Land verfügt über Bodenschätze. Und es ist so, dass diejenigen, die in der Öl- und Gas-Branche arbeiten, auch das meiste Geld verdienen. Das ist auch der attraktivste Arbeitsmarkt, wenn man Geld verdienen will. Also habe ich mich zunächst in diese Richtung entwickelt. Im Studium beschäftigen wir uns natürlich auch mit Projekten aus dem Bereich erneuerbare Energien.
Natürlich müssen wir den Klimawandel stoppen. Aber vor allem in Afrika werden wir im nächsten Jahrzehnt einfach auf die fossilen Energieträger angewiesen sein. Das geht gar nicht anders. Deswegen müssen wir deren Einsatz effektiver machen und die Technologien entsprechend weiterentwickeln. Und daran will ich mitarbeiten. Es gibt auch jenseits der Küsten viel Potenzial in Nigeria, was Rohstoffe angeht. Ich will in zehn Jahren meine eigene Chefin sein und CEO meiner eigenen Firma. Ich möchte nicht die Frau eines Reichen sein, sondern eine reiche Frau. Ich will es selbst schaffen.
Ich glaube, es ist das Vertrauen der anderen, das einem hilft, es zu versuchen und an sich selbst zu glauben. Und wenn man es genau nimmt, habe ich schon ein bisschen Erfahrung. In Nigeria habe ich eine studentische Reinigungsagentur gegründet. Dort haben wir Studentinnen und Studenten, die einen Job suchen, an Haushalte vermittelt, die zuverlässiges Personal wollen. Das kam aus einem Hobby. Es klingt komisch, aber ich putze immer noch gerne. Ansonsten, wenn ich nervös bin, mache ich Handarbeiten und (lacht.) wenn ich mich freue, dann tanze ich.