Einsatz eines EPS Gerät

Spezialist für Schädlinge

Wie das Bremer Unternehmen Jamirotec Waren und Materialien
deutschlandweit sicher macht. 

Äußerlich ist den Pappkartons mit Rohtabak, die in zwei Reihen zweilagig auf dem Hallenboden gestapelt sind, nichts anzumerken. Ins Auge sticht jedoch die durchsichtige Plastikfolie, die über die Kisten gelegt wurde. „Dadurch stellen wir sicher, dass sich die Schädlinge bis zur Begasung nicht bei uns ausbreiten“, erläutert Claudia Kasig, Prokuristin bei Jamirotec. Denn genau dafür hat ihr Kunde die aus Simbabwe stammende und über Bremerhaven nach Deutschland importierte Ware hierher gebracht. Nachdem er bei der Kontrolle auf Schädlinge Tabakkäfer festgestellt hatte, beauftragte er sofort die Bremer Schädlingsbekämpfungsfirma.

Dann fällt der Blick auf zwei gelbe Türen im hinteren Teil der Halle. Hier befinden sich zwei Räume, in denen gerade die andere Hälfte der Kartons fünf Tage begast wird. In Kammer 2 kann der Inhalt von zwei Containern, in Kammer 1 der Inhalt von einem Container begast werden. Während dieser Prozedur ist von außen kein Geräusch zu hören und auch nur der typische leicht süßliche Geruch nach Tabak zu vernehmen. Denn die Kammern müssen hermetisch dicht verschlossen sein. Schließlich ist das zugelassene Begasungsmittel Phosphorwasserstoff (PH3) hochtoxisch. Damit keine Gefahr für Menschen, Tiere und Umwelt entsteht, werden die Kammern gasdicht gebaut und regelmäßig auf ihre Dichtigkeit geprüft, sodass das Gas während der Behandlung im Raum bleibt und anschließend kontrolliert über eine Abgasreinigungsanlage abgesaugt werden kann. Der Firmeninhaber Torsten Kasig verfügt über eine uneingeschränkte Firmenerlaubnis mit den behördlich zugelassenen Begasungsmitteln Sulfuryl Fluorid (SO2F2), Hydrogenzyanid (HCN) und Phosphorwasserstoff (PH3) zu begasen.

Kisten von Rohtabak mit Tabakkäfern
Rohtabak mit Tabakkäfern, Foto: Claudia Behrend

Neben den beiden Begasungskammern verfügt das 2014 von Torsten Kasig gegründete Unternehmen über mehrere Begasungsplätze, darunter einen mit 22 Stellplätzen für 40-Fuß-Container in Bremen, und weitere in Hamburg, Bremerhaven und Sulingen. In einem Container auf dem Bremer Begasungsplatz wurden in den vergangenen Tagen Kaffeebohnen in Big Bags begast, die für den Export nach Korea bestimmt sind. Jetzt muss der Container zwei Tage auslüften. „Wie lange das dauert, hängt stark vom Wetter ab“, erläutert der Begasungsplatz-Inhaber Jürgen Döhren. „Bei Regen können wir die Containertür zum Beispiel nur einen kleinen Spalt weit öffnen, dann dauert es länger, bei stärkerem Wind aus der richtigen Richtung geht es schneller.“ Deshalb wird täglich gemessen.

Begasen unter Kontrolle

„Oft begasen wir auch Leercontainer, etwa wenn anschließend Lebensmittel darin transportiert werden sollen“, sagt die Prokuristin. „Und ganze Schiffe haben wir ebenfalls schon begast“, berichtet Torsten Kasig, der Geschäftsführer und geprüfter Schädlingsbekämpfer ist. Dazu werden vorher alle Luken abgedichtet. Das Angebotsspektrum des Unternehmens mit Hauptsitz in Bremen und einer Außenstelle in Hamburg geht jedoch weit über die Containerladung hinaus, die über Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven importiert oder exportiert werden.

Zwei Labrador Spürhunde befinden sich auf einer Grünfläche
Die beiden Spürhunde Ramirez und Cora, Foto: Jamirotec

Neben der Spezialisierung auf Containerbegasungen in den norddeutschen Seehäfen in Bremen, Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven mit Referenzkunden wie dem auf Kaffee und Tee spezialisierten Bremer Logistikdienstleister Vollers, den Spezialisten für hochwertige Commodities J. Müller Weser, das Logistikunternehmen Kühne + Nagel, den Spediteur Dietrich Meyer, den Verpackungsspezialisten Ipsen Industrial Packing und dem Tabakfabrikanten von Eicken, bedient das Unternehmen auch Auftraggeber aus ganz anderen Bereichen. Auch für bremenports übernimmt das Unternehmen seit vielen Jahren die Bekämpfung von Ratten und Mäusen im Gleisbett der Hafenbahn.

 

Die Bandbreite reicht von Getreidemühlenwerken und Privatkunden über gewerbliche Wohnungsgesellschaften bis zu Museen und Kirchen. Zur Begasung kommt die klassische Schädlingsbekämpfung etwa von Insekten, Mäusen und Ratten hinzu, aber auch die Taubenabwehr, Gesundheits- und Vorratsschutz, Hygiene- und Pflanzenschutz, Holzschutz und Freimessungen. Eine Besonderheit sind die beiden Labrador Spürhunde Ramirez und Cora, die für die Suche nach lebenden Bettwanzen ausgebildet wurden. 

Globale Anforderungen, neue Schädlinge

Ein Sonderfall ist Australien, das als Land und Kontinent besonders viel Wert darauf legt, die heimische Flora und Fauna zu schützen. Hier ist die sogenannte BMSB-Begasung vorgeschrieben, was für Brown Marmorated Stink Bug steht – auf Deutsch: Braune Marmorierte Baumwanze.

Während für viele Waren gilt: je kälter, desto weniger Schädlinge – und die Hauptsaison für Begasungen in Europa deshalb von Ostern bis Mitte August dauert –, ist es bei Exporten nach Australien genau umgekehrt: Dort läuft die Hochsaison vom 1. September bis 30. April, etwa für Maschinen, Motoryachten oder kleine Kräne.

Sofern möglich, legt Jamirotec Wert auf natürliche, umweltfreundliche Schädlingsbekämpfungsmethoden wie Hitze‑ und Kältebehandlungen, Fangsysteme und den Einsatz von Nützlingen. „SO2F2, das beispielsweise für Stammholz und die Australien-Container eingesetzt wird, ist ozonschädigend, aber es gibt dazu leider noch keine Alternativen“, weiß Torsten Kasig. Für 2026 ist ergänzend eine CO2-Begasungskammer in Bremen, für Bio-Lebensmittel geplant. 

Ein Beispiel ist der Eichenprozessionsspinner: Seine giftigen Raupenhaare verteilen sich schon durch leichte Luftbewegungen, bleiben bis zu zehn Jahre aktiv – und machen die Bekämpfung zu einer Frage des Gesundheitsschutzes. Jamirotec setzt hierfür die Heißwasser-Schaum-Methode ein. Hier wird das mitgeführte Wasser auf nahe 100 Grad Celsius erhitzt und mit Kokosschaum versetzt. Somit haben die Härchen sofort die Toxizität verloren. Wenn das Nest entfernt wurde, verbleibt lediglich Biomasse. 

Eine Person trägt eine Atemschutzmaske und hält eine Glasflasche mit SO2F2.
Sulfurylfluorid (SO2F2) für die BMSB-Begasung für Australien wird ausschließlich in den USA produziert und muss von dort importiert werden. Auch die leeren Gasflaschen werden wieder in die USA zurück verschifft. Foto: Jamirotec

Dass Jamirotec irgendwann weniger Arbeit haben könnte, ist kaum zu erwarten. Gegen Schädlingsbekämpfungsmittel resistente Stämme wie Kornkäfer, invasive Arten und durch den Klimawandel neu eingeschleppte Schädlinge sorgen eher für zusätzliche Einsätze. Besonders wichtig seien dafür die hochspezialisierten Mitarbeiter, die auch nachts und an Wochenenden im Einsatz sind, betonen Torsten und Claudia Kasig. Deshalb bildet das Unternehmen auch aus – ein Azubi hat gerade ausgelernt, einer ist im zweiten Lehrjahr, ein Umschüler. Schließlich soll das in Jahrzehnten aufgebaute Know-how auch weitergegeben werden.

Jamirotec Schädlingsbekämpfung

Sitz: Bremen-Mittelshuchting und Außenstelle in Hamburg
Gründung: 2014
Geschäftsführer: Torsten Kasig
Mitarbeiter: ca. 25

Schwerpunkte: Container- und Silo-Begasungen (Bremen, Bremerhaven, Hamburg, Wilhelmshaven, Sulingen) Schädlingsbekämpfung in Industrie, Logistik, Handel und Bauwesen, Holz- und Bautenschutz, Taubenabwehr, Einsatz von zertifizierten Bettwanzen-Spürhunden

Ausstattung: Eigener Begasungsplatz in Bremen mit 22 Stellplätzen, in Hamburg mit 154 Stellplätzen.

Zertifizierungen: ISO 9001, ISO 14001, ISO 45001, BSMB

Mitgliedschaften: Deutscher Schädlingsbekämpfer Verband, Deutscher Holz- und Bautenschutz Verband, Umweltschutzpartnerschaft Bremen