Sonja Reissner über Potenziale in der Region Ostdeutschland

„Die Mentalität im Osten ist stark geprägt von Vertrauen und Verlässlichkeit. Hier geht man zusammen durch dick und dünn und versucht gemeinsam eine Lösung zu finden. Vor allem Ehrlichkeit zählt und es wird nicht lange um den heißen Brei herum geredet. Ein Mann/Frau ein Wort ist hier die Devise und das passt sehr gut zu den bremischen Häfen.“

Wie beschreiben Sie allgemein ihre derzeitige berufliche Aufgabe? Warum und wie sind Sie Repräsentant der bremischen Häfen geworden?

Mit Beendigung meiner aktiven Zeit bei Kühne + Nagel wurde mir die Chance geboten, als Repräsentantin die bremischen Häfen im Osten noch stärker präsent und sichtbar zu machen. Ich bin überwältigt, wie positiv dies hier in der Region aufgenommen wurde und freue mich sehr, dass ich mit dieser Aufgabe mein Netzwerk weiterhin pflegen, ausbauen und gestalten kann. Dabei spielt meine Überzeugung und eigene Erfahrung/Praxistest zur Leistungsfähigkeit der bremischen Häfen eine große Rolle.

Insbesondere im Break Bulk Bereich kann Bremen mit dem Neustädter Hafen punkten, hier bekommt man alles, was man für eine gelungene Projektverladung braucht. Dies habe ich bei vielen Charterverladungen erlebt und schätzen gelernt. Toller Service und faire, engagierte und flexible Partner. Gibt es ein Problem, dann gibt es eine Lösung.

Auch Bremerhaven mit den vielen RoRo-Abfahrten und starken Dienstleistern für besondere Herausforderungen bietet sehr viele Möglichkeiten für OOG Ladung, aber auch die klassischen Containerverladungen.

Wofür steht ihre Region und wie würden Sie diese beschreiben? Welche industriellen und logistischen Schwerpunkte gibt es Vorort? Und welche regionalen Gepflogenheiten sind zu beachten?

Der Osten ist mit einem Anteil von 19,5 % an der Gesamtbevölkerung eine kleine, aber feine Region. Das zeigt sich auch am BIP dieser Region mit insgesamt 524,4 Mrd. EUR (2020). Ich habe seit 1995 selbst sehr konkret miterlebt und mitgestaltet, wie sich der Osten von niedrigem Level immer weiter nach vorn gearbeitet hat. Der Maschinen- und Anlagenbau hat sich stark entwickelt. Insbesondere  Anlagenbauer aus Sachsen, Brandenburg und Anhalt sind im internationalen Vergleich erfolgreich und haben gigantische Projekte realisiert; viele davon auch über die bremischen Häfen. Die Autoindustrie hat sich in Sachsen stark etabliert mit namhaften Herstellern wie Porsche, BMW, VW. Aktuell ist das TESLA Werk Grünheide in der Entstehung.

Thüringen ist starker Exporteur von Forstprodukten, aber auch hier sind Automotive und alle anderen Industrien erfolgreich vertreten. Aktuell entsteht in Arnstadt eine Batteriefabrik. Sachsen-Anhalt ist besonders stark geprägt von der Chemieindustrie, hier entstanden nach der Wende sehr viele neue und effiziente Werke.

Die Mentalität im Osten ist stark geprägt von Vertrauen und Verlässlichkeit. Hier geht man zusammen durch dick und dünn und versucht gemeinsam eine Lösung zu finden. Vor allem Ehrlichkeit zählt und es wird nicht lange um den heißen Brei herum geredet. Ein Mann/Frau ein Wort ist hier die Devise und das passt sehr gut zu den bremischen Häfen. Neulich las ich über die Mentalität Bremens: „Kämpferisch, unbeugsam oder mindestens eigensinnig“ (Quelle Focus 49 / S. 40). Genauso kann man 1:1 auch den Osten charakterisieren.

Welche Beziehung hat Ihre Region zu den bremischen Häfen und was verbinden Sie persönlich mit den Häfen in Bremen und Bremerhaven?

Meine erste Dienstreise führte mich 1995 nach Bremen. Hier lernte ich vor allem Kollegen, die erfolgreiche Historie meines Bremer Unternehmens und die schöne Stadt Bremen kennen, die viele Parallelen zu meiner Heimatstadt Leipzig hat.

Positiv ergänzt wurde dieser sympathische erste Eindruck durch den damaligen Repräsentanten, der sehr engagiert tätig war und erfolgreich regelmäßige Speditionsstammtische etabliert hatte. Dort konnte ich das kleine 1×1 der Schifffahrt kennen lernen und viele Partner, mit denen ich noch heute intensiv in Kontakt bin.

Und last but not least: Meine erste Break Bulk Verladung in Bremerhaven war ein Eisenbahndrehkran für New York. Eine große und schwere Ladung. Im Schiff sah der Kran eher wie ein Matchbox-Format aus. Ich war total beeindruckt von der Dimension der Schiffe und der Terminals. Spätestens an diesem Tag ist meine Leidenschaft für High and Heavy und für die bremischen Häfen entstanden.


Sonja Reissner beim Kunden in Leipzig

Nach einem berufsbegleitenden Studium der Außenwirtschaft war Sonja Reissner als Exportleiter bis 1995 in der Industrie tätig. Mehr als 25 Jahre war sie anschließend bei dem Bremer Traditionsunternehmen Kühne + Nagel erst im Vertrieb, dann als Abteilungsleiterin Seefracht tätig sowie dort für den Aufbau und die Entwicklung des Projektgeschäfts in der Region Ost zuständig.

Bereits in ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn suchte Sonja Reissner mit viel Leidenschaft und Energie Transportlösungen für ihre Kundinnen und Kunden – oft wurde sie damals schon fündig in den bremischen Häfen. Mit Beendigung ihrer aktiven Zeit bei einem Bremer Traditionsunternehmen der Logistik- und Schifffahrtsbranche wurde sie am 01. September 2021 zur Repräsentantin die bremischen Häfen im Osten.

Nun ist es ihr Ziel die bremischen in der Region Ost noch stärker präsent und sichtbar zu machen. Denn spätestens bei der Verladung eines Eisenbahndrehkrans in Bremerhaven, war ihre Leidenschaft für High and Heavy und für die bremischen Häfen geweckt. Genau dieses Schlüsselerlebnis zeigt die starke Verbundenheit Reissners mit dem Standort Bremen/Bremerhaven und somit wird sie jetzt viel Freude und Engagement ihr beachtliches Netzwerk für ihre neue Aufgabe pflegen, ausbauen und gestalten.

Sonja Reissner ist am 16. August 1958 in Markranstädt geboren und lebt heute mit ihrem Mann in Markkleeberg bei Leipzig. Sie hat einen Sohn und zwei Enkel, mit denen sie liebend gern viel intensive Zeit verbringt. Auch privat ist Sonja Reissner gerne aktiv: Ihr Tag startet regelmäßig mit einer Radtour. Sie geht gerne schwimmen, walken, Ski fahren oder auch Fallschirmspringen. Und wenn ihr dies einmal zu langweilig wird, dann entdeckt sie mit viel Leidenschaft immer wieder neue Länder und Kontinente. Besonders beeindruckend war für sie bisher eine Tour zum Basecamp des Everest.

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